Wird Selenskyj zum Vorbild für Europa?
Der 44-jährige Wolodymyr Selenskyj ist seit Mai 2019 Präsident der Ukraine. Vorher arbeitete der Jurist als Entertainer und Kabarettist. Seine mutige und überlegte Art, Putins Brutalität beim Namen zu nennen und dagegen die Solidarität des Westens einzufordern, macht ihn nicht nur im eigenen Volk zum Vorbild, wie Europas Presse bewundernd konstatiert.
Der europäische David
Rzeczpospolita ist tief beeindruckt:
„Er hat den russischen Goliath noch nicht besiegt, aber er ist schon jetzt der mutigste Politiker der demokratischen Welt. ... Einige westliche Hauptstädte haben ihm bereits Zuflucht angeboten, doch er antwortete: 'Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit.' In den Augen vieler Europäer ist Selenskyj heute die Nummer eins unter den Politikern, nicht Emmanuel Macron, Olaf Scholz oder Boris Johnson. Denn er ist es, der die Tore des freien Europas verteidigt. Vor dem Eindringling und Besatzer Putin, der versucht, die Welt davon zu überzeugen, dass er in der Ukraine gegen 'Nazis' kämpft.“
Wahrer Anführer einer tapferen Nation
Auch Echo24 ist des Lobes über den ukrainischen Präsidenten voll:
„Es zeigt sich, dass die Ukraine nicht von einem Witzbold oder Schauspieler regiert wird, sondern von einem wahren Anführer. Er ist nicht wie jedwede korrupte Marionette aus Kyjiw ins Exil geflohen, sondern leistet dem Angreifer Widerstand und verleiht seiner Nation enorme moralische Stärke und Mut. Damit hatte Putin nicht gerechnet. Auch seine Soldaten, die zu einem 'Sondereinsatz zur Friedenssicherung' geschickt wurden, hatten nicht damit gerechnet. ... Die Entschlossenheit und Tapferkeit der Ukrainer verblüfft Europa.“
Das Gegenteil von Putin
Die konträren Charaktere Putins und Selenskyjs beschreibt Regisseur Francois Margolin in Le Figaro:
„Putin hat beschlossen, Selenskyj zu seinem 'Ziel Nummer eins' zu machen, wie der ukrainische Präsident am vergangenen Freitag mitteilte. Wolodymyr Selenskyj ist das Gegenteil von Putin: ein sensibler, unabhängiger und kluger Mann, der anderen zuhört. All das, was Putin nicht ist. All das, was er verabscheut. Ein Mann mit einem stechenden Blick. Der es wagt, sich der Wirklichkeit zu stellen und den Menschen direkt in die Augen zu blicken. Das Gegenteil von einem Putin mit trüben Augen und verschwommenem Blick.“
Kreml-Desinformation zerschellt an Einheit
Mit seiner heroischen und geschickten medialen Inszenierung hat Wolodymyr Selenskyj die russische Propagandamaschinerie ausgestochen und viele inspiriert, meint Kolumnist Hugo Rifkind in The Times:
„Zuerst hat er den Ukrainern gezeigt, wer sie sein wollen. Dann hat er die Europäer daran erinnert, wer wir früher waren. Vielleicht spielt das alles letztlich keine große Rolle im Vergleich zum Schrecken von Kugeln und Bomben. Doch was auch immer die russische Feuerkraft erreicht, wir sollten uns an diese Woche als jene Woche erinnern, in der die russische Desinformation ihre kläglichen Grenzen offenbart hat. Bei einer gespaltenen, sich selbst verachtenden Gesellschaft hat sie leichtes Spiel. Die Ukraine scheint jedoch keine solche zu sein. Und wir sollten auch keine sein.“