Nato lehnt Flugverbotszone über Ukraine ab
Präsident Selenskyj fordert von der Nato eine Flugverbotszone über der Ukraine, um die Bombardierung durch Russland zu stoppen. Alle Mitglieder des Verteidigungsbündnisses schließen diese Option bislang kategorisch aus. Präsident Putin bekräftigte seine Warnung, dass Russland einen solchen Schritt als Kriegserklärung verstehen und vergelten würde. Europas Presse ist gespalten.
Die einzig mögliche Entscheidung
Die Verhinderung eines Atomkriegs muss hier über das Leid eines einzelnen Landes gesetzt werden, stellt Mladá fronta dnes klar:
„Das Wort 'Flugverbotszone' klingt fast harmlos. Doch wer sie ausruft, muss sie auch durchsetzen. ... Politiker lehnten sie mit dem Argument ab, dass das in einen dritten, möglicherweise nuklearen, Weltkrieg führen könnte. ... Die westlichen Führer standen vor einer grausamen Frage: Ist die Ukraine es wert, deswegen in den Krieg mit der Atommacht Russland zu ziehen? Für den Westen ist das klassische Realpolitik, die nicht auf ein kleineres Land Rücksicht nehmen kann, das von einem großen überrannt wird. Früher hatten es Politiker vergleichsweise leicht. Sie trafen Entscheidungen alleine, sie standen nicht unter ständigem Druck von Videos im Internet.“
Nato muss helfen, unseren Himmel zu schützen!
Mehr Unterstützung von der Nato fordert der Schriftsteller Serhij Postolowskij in NV:
„Wir brauchen Luftabwehrsysteme, um das Grauen zu stoppen, das dieser blutige Tyrann auf unserem Boden anrichtet. Ich denke, dass unsere Partner uns zumindest dies nicht verweigern werden. Wenn sie Angst haben, den Himmel über der Ukraine zu schließen, sollen sie uns zumindest ihre schützenden Luftabwehrsysteme geben, mit denen wir den ukrainischen Luftraum selbst verteidigen. Der Westen muss dies tun, damit die Europäer in den kommenden Jahren mit Stolz sagen können, dass sie es waren, die den Himmel über der Ukraine geschlossen und nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa gerettet haben. Schließlich wird Putin sich nicht nur auf die Ukraine beschränken.“
So kann Selenskyj Verzichtserklärungen zustimmen
Obwohl er weiß, dass sie nicht angenommen wird, stellt der ukrainische Präsident die maximale Forderung, um sein Gesicht vor den eigenen Bürgern zu wahren, glaubt Libertatea:
„Indem Selenskyj die Nato um Unmögliches bittet, genauer genommen um den Ausbruch eines Dritten Weltkriegs, erhält er in Wirklichkeit das nötige Alibi, um ein Kriegsende unter Bedingungen auszuhandeln, die seinem Image als unnachgiebiger Kämpfer schaden könnten. Da die Nato seine Forderungen öffentlich und kategorisch abgelehnt hat, wird der heldenhafte ukrainische Staatschef bevorstehende Verhandlungen rechtfertigen können, die mit Verzichtserklärungen einhergehen, die bis gestern noch unannehmbar schienen.“
Von Angst gelähmt
Die Nato darf sich nicht so einfach einschüchtern lassen, klagt De Telegraaf:
„Nichts steht Präsident Putin im Weg, um eine unabhängige und freie Ukraine zu vernichten. Der Westen war nicht in der Lage, diesen Despoten zu stoppen. Ja noch schlimmer, Putin wird deutlich gesagt, was die Verbündeten vor allem nicht tun werden: keine Flugverbotszone und keine Bodentruppen. Eingreifen steht nicht zur Debatte, wird betont, weil die Ukraine nicht der Nato angehört. Angesichts dieses Arguments fragt man sich, was die Allianz tun würde, sollten andere Länder außerhalb der Nato - wie Finnland, Schweden oder Moldau - angegriffen werden. Ist dann eine verschleierte atomare Drohung auch Anlass, um auf eine Einmischung zu verzichten? Die aktuelle auf Angst basierende Zurückhaltung verheißt nichts Gutes.“
Neutrale Staaten sind auf sich allein gestellt
Sofern sich Finnland nicht durch Nato-Beitritt oder andere Verträge Beistand sichert, würde es im Angriffsfall alleine dastehen, schreibt Aamulehti:
„Die Bürger fragen sich nun, wie unser Militär und die Zivilgesellschaft in der gleichen Situation reagieren würden. Die finnischen Streitkräfte haben über Jahrzehnte hinweg die Fähigkeit aufgebaut, eigenständig konventionelle Angriffe abzuwehren. Wir verfügen über eine der größten militärischen Kapazitäten in Europa, moderne Waffen, gute lokale Verteidigung, eine Reserve und Verteidigungswillen. All das wussten wir bereits und der Einmarsch der Russen hat nun weitere Erkenntnisse gebracht: Man kann sich nur auf seine eigenen Streitkräfte verlassen. Die Unterstützung von anderen Ländern müsste rechtzeitig sichergestellt werden.“