Wie mit Angriffen durch Huthi-Miliz umgehen?
Vor dem Hintergrund des Kriegs im Gazastreifen greifen jemenitische Huthi-Rebellen verstärkt Tanker und Frachter im Roten Meer an, die israelische Häfen anlaufen. Mehrere Reedereien kündigten an, die wichtige Handelsroute zu meiden. Die US-Regierung fordert eine internationale Militär-Allianz gegen die vom Iran unterstützte Miliz. Europas Presse analysiert die komplexe Lage.
Es geht um das globale Gleichgewicht
Die Angriffe der Huthi gefährden die Weltwirtschaft, betont Libération:
„Viele Reedereien ziehen nun eine Route um Afrika herum über das Kap der Guten Hoffnung in Erwägung. Allerdings verdoppelt sich dadurch die Transportdauer und damit auch ein Teil der Kosten. Diese Situation ist eine Gefahr für die Weltwirtschaft und macht es umso wichtiger, den Nahostkonflikt aktiv beizulegen, sobald die Waffen schweigen. Es geht nicht mehr nur um Israel und die palästinensischen Gebiete, sondern um das Gleichgewicht der Welt.“
Man hätte viel früher handeln müssen
La Repubblica ärgert sich darüber, dass der Westen diese Situation nicht vorhersehen und verhindern konnte:
„Im Fall der Huthis haben die Vereinigten Staaten und Europa versagt. Es ist ihnen weder gelungen, den Aufstieg der islamistischen Bewegung zu verhindern noch den Bürgerkrieg einzudämmen, der es ihr ermöglicht hat, den größten Teil des Jemen unter ihre Kontrolle zu bringen. Es ist, als hätte man die Geografie vergessen und nicht bedacht, wie leicht es für die pro-iranischen Guerillas wäre, die nur 29 Kilometer breite Straße von Bab el Mandeb zu bedrohen und sie zum Spießrutenlauf des globalisierten Handels zu machen.“
Breite Allianz schmieden
Es ist Zeit, offensiv gegen die Huthi-Angriffe vorzugehen, schreibt die taz:
„Wie das aussehen könnte, zeigt eine ähnliche Situation aus dem Jahr 2016. Als Reaktion auf Beschuss von US-Kriegsschiffen im Roten Meer griff ein US-Zerstörer damals drei Radaranlagen in einem Huthi-Gebiet an der jemenitischen Küste an. Es waren begrenzte Schläge auf Militärstellungen, die keine Zivilist*innen in Gefahr brachten. Außerdem braucht es ein Marinebündnis zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer. Die Europäer, auch Deutschland, sollten prüfen, wie sie den erfolgten Bitten aus Washington nachkommen können, sich zu beteiligen. Wichtig ist, auch arabische Staaten für eine Anti-Huthi-Allianz mit ins Boot zu holen.“
Das wird nicht einfach
Diena sieht große Hürden:
„Wie die Operation aussehen wird und vor allem, ob sie erfolgreich sein wird, ist noch unklar. Das erste Problem: Die Huthis sind nicht einfach eine militante Gruppe, sondern jemenitische Stammesmilizen. Die Stämme im Jemen wiederum sind sowohl für ihre extreme Militanz bekannt als auch dafür, dass in der gesamten langen Geschichte dieser Stämme keine andere Macht jemals in der Lage war, ihre Gebiete zu erobern. … Das zweite Problem: Das einzige arabische Land, das die USA trotz aller Bemühungen davon überzeugen konnten, der Koalition beizutreten, ist Bahrain, dessen militärisches Potenzial ehrlich gesagt bescheiden ist.“
Teherans ambivalente Haltung
Die iranische Rolle analysiert France Inter:
„Man muss feststellen, dass die Bedeutung Teherans in seiner Einflusssphäre nicht abnimmt. Wir sprechen hier von einem Bogen, der vom Jemen über die irakischen Schiitenmilizen, Syrien und natürlich seinen wichtigsten Stützpunkt, die Hisbollah im Libanon, bis zum Gazastreifen reicht. In der aktuellen Krise hat der Iran eine ambivalente Position: Er spielt nicht offen auf Eskalation, sondern lässt seine Verbündeten an Stärke gewinnen. So im Moment auch ganz klar die Huthis im Jemen, die Angriffe im Roten Meer verüben. Es scheint, als wolle Teheran mit seinem Handeln eine direkte Konfrontation mit USA und Israel vermeiden.“