Können französische Atomwaffen ganz Europa schützen?

Präsident Emmanuel Macron will mit den europäischen Partnern darüber beraten, den französischen nuklearen Schutzschirm möglicherweise auf weitere Länder auszuweiten. Seit dem Brexit ist Frankreich die einzige verbleibende Atommacht in der EU. Europas Presse debattiert.

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The Conversation (FR) /

Glaubwürdige Abschreckung

Nuklearexperte Benoît Grémare erklärt in The Conversation:

„Macron zufolge könnte Frankreich als Reaktion in den osteuropäischen Ländern Atomwaffen stationieren und auf diese Weise die USA ersetzen. Dieser nukleare Schutzschirm Frankreichs würde die strategische Autonomie Europas durch die Stationierung von Kampfjets mit Atomwaffen verwirklichen. Dies wäre ein Zeichen für die politische Solidarität in Europa und würde Moskaus Kalküle erschweren. Die sichtbare Präsenz dieser Flugzeuge in Osteuropa könnte Russland davon abhalten, die dortigen Länder mit konventionellen Mitteln anzugreifen, da ein solcher Angriff eine nukleare Reaktion Frankreichs im Namen Europas auslösen könnte.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Wichtiges Signal an Moskau und Washington

Die Süddeutsche Zeitung findet die Diskussion richtig und wichtig:

„Klar ist: Einen schnellen und vollwertigen Ersatz für den US-Schirm wird es keinesfalls geben. Zumal das französische Angebot zahllose komplexe technische und politische Fragen aufwirft – und sich nach einer Wahl von Marine Le Pen zur Präsidentin in Luft auflösen würde. In dieser gefährlichen Zeit wäre der schlimmste Eindruck aber der, dass Europa in Schockstarre verfällt. Die gemeinsame Initiative von Merz und Macron ist daher ein notwendiges Signal – übrigens sowohl nach Moskau wie nach Washington.“

Aftonbladet (SE) /

Ein Schritt nach dem anderen

Aftonbladet hält die Überlegungen für verfrüht:

„Die USA haben die Nato nicht verlassen. Aus Europa sind keine US-Truppen abgezogen worden. Ob das passieren wird, wissen wir nicht. ... Unser wichtigstes Kapital wird auch in Zukunft Soft Power sein – schützen wir sie. Sicher: Soft Power hat ihre Grenzen. Deshalb ist die Wiederbewaffnung, die derzeit auf unserem Kontinent stattfindet, ganz entscheidend. Solange die USA Mitglied der Nato und bereit sind, ihren Verpflichtungen nachzukommen, sollte es sich bei der Wiederbewaffnung um konventionelle Streitkräfte handeln. Sollten die USA die Nato verlassen oder in Bezug auf Artikel 5 wankelmütig werden, verändert sich die Lage. Aber so weit sind wir – noch – nicht.“