Was kann sich Trump noch erlauben?
Erst beleidigt US-Präsidentschaftskandidat Trump die muslimischen Eltern eines Gefallenen, dann wird ihm vorgeworfen, zu Gewalt gegen seine Konkurrentin Clinton aufgerufen zu haben. Nun weigert er sich, seine Steuerverhältnisse offenzulegen. Doch das sollte er schnell tun, um seine Chancen aufs Weiße Haus nicht vollends zu verspielen, glauben Kommentatoren.
Angst vor Transparenz
Warum Donald Trump seine Steuererklärung nicht öffentlich macht, erklärt Večernji list:
„Sie gehört zu den Dokumenten, die jeder US-Präsidentschaftskandidat irgendwann vor den Wählern offenlegen muss. Trump weigert sich vehement dies zu tun, weil die Veröffentlichung wahrscheinlich das Ende seines Wahlkampfs bedeuten würde. Seine Steuerkarte könnte seine engen Beziehungen zu russischen Oligarchen offenbaren, die direkt mit Putin verbunden sind. Es würde überdeutlich werden, dass Leute aus Putins engstem Kreis den US-Kandidaten für das Präsidentenamt kontrollieren. Außerdem würde die Steuererklärung zeigen, dass er überhaupt nicht so reich ist, wie er immer tut, und dass er eher die Verkörperung des Misserfolgs als des Erfolgs ist.“
Besser die Steuererklärung veröffentlichen
Donald Trump läuft Gefahr, seinen Ambitionen selbst ein Ende zu bereiten, glaubt Diário de Notícias:
„Die Spekulationen um das Vermögen von Trump erleben einen Höhepunkt, denn Trump weigert sich bislang trotz aller Kritik, seine Steuererklärung zu veröffentlichen. ... Trump, der ein großes Vermögen aufgebaut hat und es verdient, dafür bewundert zu werden, sollte zur Transparenz beitragen - besonders, weil gerade er die Undurchsichtigkeit des Systems scharf kritisiert. Vielleicht ändert er ja noch seine Meinung. Vor allem aber sollte Trump nicht denken, dass nichts von dem, was er sagt und tut oder eben nicht tut, seine Ambitionen auf die US-Präsidentschaft beeinflussen wird.“
Waffen-Kommentar war wohl kalkuliert
Trumps umstrittener Satz bezog sich auf den zweiten Verfassungszusatz, in dem das Recht auf Waffenbesitz verankert ist. Clinton wolle diesen als Präsidentin abschaffen und man könne sie nicht daran hindern, sagte er, fügte dann aber hinzu: "Obwohl, es gibt die Leute des Zweiten Verfassungszusatzes, vielleicht ist es das." Auch die New York Times sieht darin einen Aufruf zur Gewalt:
„Die Behauptung des Trump-Lagers, dass ihr Kandidat die Befürworter des Rechts auf Waffenbesitz lediglich dazu habe ermutigen wollen, ihren Einfluss an der Wahlurne geltend zu machen, klingt hohl. Trumps Aussage vom Dienstag dürfte eine Eskalation markiert haben. Er sprach über Kugeln, nicht Fäuste. Doch es war Teil eines Musters, das er früh etabliert hat und dem er im Laufe seines Wahlkampfes treu blieb. Trump hat kein Problem mit der Vorstellung, im Umgang mit ideologischen Gegnern Gewalt anzuwenden. Und wie auch immer sein Team das im Nachhinein kommentiert, Trump will, dass seinen Unterstützern das klar ist.“
Weiße Männer könnten Trump ins Amt hieven
Trotz seiner verbalen Ausfälle kann sich Trump weiterhin auf eine breite Wählerschaft aus der amerikanischen Mittelschicht stützen, glaubt das Nachrichtenmagazin wSieci:
„Wenn jetzt einer der Kandidaten bestimmte soziale Gruppen mobilisiert und sie für seine Wählerschaft gewinnt, dann kann sich dies noch für den Ausgang der Wahl entscheidend auswirken. Dabei bemüht sich Trump im großen Stil, die Gruppe zu mobilisieren, deren wirtschaftliche und soziale Situation nicht extrem schlecht ist. Diese fühlt sich mit Amerika in besonderer Weise verbunden und ist enttäuscht, dass ihr Einfluss im Land geringer wird. Dies sind weiße Männer, die eine westeuropäische Herkunft und eine mittlere Bildung haben. Sie verfügen über konservative Ansichten und arbeiten hauptsächlich in der Industrie. Sie repräsentierten in der Vergangenheit den Großteil der aktiven Wähler, nun stellen sie eine Minderheit dar, die sich machtlos fühlt.“
Trump hat die Granate entsichert
Mit seiner Rhetorik schafft der Kandidat der Republikaner den Nährboden für Gewalt, warnt The Irish Times:
„Von dort, wo Trump steht, wirkt Anstand wie ein kleiner Punkt am Horizont. Im Laufe des Wahlkampfes hat sich seine Rhetorik weiterentwickelt: von dickköpfig zu gefährlich, von dumm zu rachsüchtig. Ein Teil davon erinnert an die verrückten Vertreter der Tea-Party-Bewegung auf deren Höhepunkt. ... Der gesunde Menschenverstand weiß, dass die Schaffung einer Atmosphäre der Einschüchterung und Gewalt letztlich Einschüchterung und Gewalt erzeugt. Ursache und Wirkung. Der Mord an der britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox im Juni auf den Straßen von West Yorkshire während des vergifteten Brexit-Wahlkampfes zeigt, was passiert, wenn Politiker eine Granate entsichern und dann die Verantwortung für die Explosion auf andere abschieben wollen.“
Republikaner müssen die Reißleine ziehen
Die Republikaner müssen nach den neuesten Ausfällen Trumps schleunigst einen neuen Präsidentschaftskandidaten benennen, fordert der Kurier:
„Der Immobilien-Tycoon ist a pain in the ass, wie der Amerikaner sagen würde. Absolut schrecklich für die gesamten USA. Denn es ist beschämend, dass dieses Land, das einen Abraham Lincoln oder John F. Kennedy hervorgebracht hat (beide fielen allerdings Attentaten zum Opfer), nun einen derartigen Rabauken erdulden muss. Dramatisch ist die Situation für die Republikaner, die allerdings selbst Schuld daran tragen. Denn zunächst nahmen sie den Polit-Kasperl nicht ernst. Als sie dies taten, war es zu spät. Widerwillig stellte sich die große Mehrheit hinter Trump. Ein Riesenfehler, wie sich herausstellt. Die Partei sollte jetzt noch schnell, auch um ihrer eigenen Integrität willen, die Reißleine ziehen und diesen Mann feuern.“
Clinton kann schon mal das Oval Office einrichten
Auch für den Tages-Anzeiger zeigen die Aussagen Trumps, dass er als Präsident absolut ungeeignet ist:
„Es spricht wenig dafür, dass Trumps Ausfälle geplant sind. Zu welchem Nutzen denn? Eher ist es so: Der Kandidat kann nicht anders. Trump ist schlicht nicht in der Lage, das, was er sagt, so zu kontrollieren, wie es in einem Wahlkampf notwendig ist. Das hat ihm im Vorwahlkampf geholfen. Doch was damals Donald Trumps grösster Vorteil war - seine Unberechenbarkeit und Rücksichtslosigkeit -, ist heute zu seinem grössten Nachteil geworden. Nach jetzigem Stand kann Hillary Clinton schon mal neue Tapeten für das Weisse Haus aussuchen. Aber vielleicht überlässt sie das ja auch dem künftigen Hausmann Bill.“
Was passiert, wenn Populisten zu viel reden
Populisten wie Trump erledigen sich in aller Regel von selbst, ist El Periódico de Catalunya optimistisch:
„Trumps Scheitern könnte die Mauer gegen populistische Demagogie verstärken. Sie wird solider, seit Boris Johnson und Nigel Farage vom Brexit-Ergebnis verschreckt wurden. Das beweist mal wieder: Das beste Gegenmittel gegen Populisten ist nicht, dass die seriösen Parteien ihre Lösungsvorschläge mit in ihr Programm nehmen, wie das in der EU beim Flüchtlingsthema passiert. Das beste ist es, den Scharlatanen zu erlauben, sich in ihren eigenen Lügen zu verheddern. ... Die lange Zeit der Vorwahlen ist für Typen wie Trump unerträglich. Sie fangen an, zur Waffengewalt gegen ihre Gegenspieler aufzurufen: Ein eindeutiges Symptom dafür, dass er sich selbst kaum noch Chancen einräumt.“
Kandidat ist Sicherheitsrisiko
50 namhafte Sicherheitsberater der Republikaner warnen in einem offenen Brief vor einer Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Zu Recht, meint De Volkskrant:
„In den vergangenen Monaten machte Trump einige Äußerungen, die die Fundamente der US-Außenpolitik antasten. So will er für die baltischen Staaten - notabene Nato-Verbündete - keine Sicherheitsgarantien abgeben, womit er den Kern des westlichen Bündnisses untergräbt. … Doch am meisten beunruhigt die leichtsinnige Art, mit der er über Kernwaffen spricht. 'Wenn wir die Dinger haben, warum setzen wir sie dann nicht ein?', soll Trump einen Sicherheitsexperten gefragt haben. … Dass die 50 republikanischen Experten nun öffentlich ihre Sorge äußern über den Mangel an Wissen und Selbstbeherrschung des Mannes, der möglicherweise der Verwalter des amerikanischen nuklearen Codes wird, muss den Amerikanern zu denken geben. Einer von ihnen sagte denn auch: 'Sicherheitspolitik ist kein Spiel'.“
Eine knappe Niederlage käme Trump gelegen
Vielleicht ist das Weiße Haus gar nicht das wahre Ziel von Donald Trump, überlegt Politologe Linas Kojala für die Nachrichtenagentur BNS:
„Halb im Ernst, halb im Scherz diskutieren die Amerikaner, ob Trump wirklich ins Weiße Haus ziehen möchte, weil er dann die populistischen Versprechen verwirklichen müsste. … Manche überlegen, es wäre für ihn optimal, die Wahlen knapp zu verlieren. Dann könnte er sagen, das politische System habe sich gegen ihn zusammengeschlossen und seinen Sieg verhindert. Obwohl die Wahlen noch in der Ferne liegen, spricht Trump über die Gefahr gefälschter Wahlen, als wolle er sich absichern. Für den Fall, dass er die Wahl verliert, würde er dann in den Augen von Millionen von Fans weiterhin der Held sein, der gegen die gehasste Elite kämpfte. Man kann sich nur vorstellen, wie sehr sein Image davon profitieren würde.“
Der Trumpismus ist salonfähig geworden
Donald Trump hat populistische Kräfte freigesetzt, die auch im Falle seiner Wahlniederlage nicht verschwinden werden, fürchtet Adam Szostkiewicz vom linksliberalen Nachrichtenmagazin Polityka:
„Trump, der Kandidat der Republikaner für das Präsidentenamt, ist seit seiner Nominierung von einem Fettnapf in den nächsten getreten. Dies vergrößert noch das Chaos, das in der Partei der Elefanten [Symbol der Partei] herrscht und erhöht die Umfragewerte für Hillary Clinton vor der Wahl. Dieses Umfragetief Trumps ist zwar ein Fakt, doch ist noch nicht sicher, ob er auch tatsächlich verlieren wird. ... Dabei nimmt der Populismus in Gestalt des Trumpismus erheblich zu. Dieser verletzt die demokratischen Regeln, die bisher gegolten haben. Beispielsweise, als Trump die Eltern eines muslimischen US-Soldaten angegriffen hat, der in Afghanistan gefallen ist. Das Problem ist, dass er Geister gerufen hat, die man so schnell nicht wieder los wird. Und zwar selbst dann nicht, sollte er gegen Clinton verlieren.“
Aussagen erinnern an Hitler
Den Schriftsteller Miljenko Jergović erinnert die Forderung Trumps, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten, in Jutarnji list an dunkelste Zeiten:
„Diese Meinung und Ankündigung Trumps unterscheidet sich im Kern in keinster Weise von den nationalsozialistischen Ankündigungen über die Juden 1931, 1932 und 1933. Seine Haltung zum gefallenen US-Soldaten Khan offenbart, dass Trump - wahrscheinlich unbewusst - der Haltung der Nazis gegenüber den Juden, die Helden des 1. Weltkriegs waren, folgt. Geschmückt mit deutschen Verdienstorden kamen sie in die Gaskammern - es hat ihnen nichts genutzt, denn sie waren Juden. ... In Hitlers Deutschland war ein Jude nicht derjenige, der sich als Jude fühlte, sondern derjenige, den Hitler als Jude erachtete. Nein, ich benutze hier keine Hyperbel, noch will ich sagen, dass Trump der neue Hitler sei. Hitler war arm und Trump ist reich. Es gibt keinen Glauben und keine Idee, für die er seinen Reichtum opfern würde.“
Kandidat zerreißt seine Partei
Anstatt seine Partei zu einen, droht er sie zu spalten, kommentiert Kauppalehti die jüngsten Äußerungen des Präsidentschaftskandidaten:
„In beiden großen Parteien und dem ganzen Land wurde der Ruf nach Einheit laut. Vielleicht befördert Trump diesen Wunsch, indem er immer mehr Vertreter seiner eigenen Partei dazu bringt, die Kandidatin der Gegenseite zu unterstützen. Politischen Kommentatoren zufolge befinden sich Trumps Kampagne und die gesamte Republikanische Partei schon jetzt in der schlimmsten Krise des Wahlkampfs oder vielleicht sogar ihrer Geschichte. … Im Frühjahr drohte Trump, nach seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten werde er die 'korrupte Hillary' in Stücke reißen. Jetzt sieht es eher danach aus, als ob die Grand Old Party, die Republikanische Partei, in Stücke gerissen wird.“
Eliten Schuld an Trump-Verehrung
Trumps Wählerschaft wird vor allem genährt durch die Wut, die die Eliten in ihnen hervorruft, erklärt Večernji list:
„Trumps Slogan 'Make America great again' richtet sich an Millionen Menschen, deren Tage mit Arbeit, familiären Pflichten und ihren Gemeinschaften ausgefüllt sind. Sie beginnen allmählich vor Wut zu kochen angesichts der täglichen Beleidigungen ihrer Intelligenz und ihrer Wertvorstellungen durch eine laute und mächtige Anhängerschaft der jetzigen Elite. Man kann nicht jemanden ungestraft endlos einen Idioten nennen - irgendwann schlägt er zurück. ... Und wenn man einen großen Teil der Bevölkerung beleidigt, bekommt man eine drastische und übertriebene Korrektur um die Ohren geschlagen.“
Nicht in seinen Worten liegt die Gefahr
Für die baltischen Staaten wäre ein Präsident Trump eine schlechte Nachricht - aber nicht, weil er selbst gefährlich wäre, sondern weil er Putin freie Hand ließe, konstatiert die nationalkonservative Latvijas avīze:
„Trump hat schon genügend politische Beobachter in der ganzen Welt mit seinen verwirrenden Aussagen über die Nato, die Ukraine, die Annexion der Krim und Putin durcheinander gebracht. Einerseits sollten wir uns nicht darüber aufregen, weil das reine Wahlpropaganda ist. Andererseits sollten wir uns auch darüber Gedanken machen, wenn eine Person zum US-Präsidenten gewählt wird, die ihre Worte nicht kontrolliert. Denn das kann schlecht für die ganze Welt und auch Lettland werden. Vor allem, wenn es um die Nato und Russland geht. ... Wenn Trump gewählt wird, stellt sich nicht die Frage, wie weit er gehen wird. Sondern ob und wann Putins Russland noch einen Schritt weiter gehen wird. Das ist dann eine schlechte und gefährliche Nachricht für die baltischen Staaten.“
Dieser Tabubruch kommt beim Volk nicht gut an
Donald Trump hat eine der wenigen Grenzen im politischen Diskurs in den USA überschritten, glaubt der Irish Examiner:
„Bislang gab es immer noch Millionen von US-Amerikanern, die glaubten, dass Trump frischen Wind in die US-Politik brächte, und die ihn als einzige große politische Persönlichkeit sahen, die ihre Bedürfnisse, Sorgen und ihr Gefühl der Entfremdung verstand. Seine islamfeindlichen Äußerungen und seine Drohung, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu errichten, riefen zwar Entsetzen bei den Parteigranden der Republikaner hervor – aber er sprach damit die Ängste und Vorurteile der US-Mittelschicht an. Nun sieht es so aus, als wäre Trump zu weit gegangen. Es gibt nur wenige Tabus im US-amerikanischen politischen Diskurs. Eins davon sind die Angehörigen von Soldaten, die im Dienst für ihr Vaterland gestorben sind.“
Trump kann sich mehr erlauben als wir glauben
Der Standard hingegen erklärt, dass sich täuschen könnte, wer meint, Trump hätte den Bogen überspannt:
„Trumps Wähler sind nicht einfach 'die Republikaner', wie man sie seit Nixon, Reagan und den Bushs kennt, deren Entscheidung zwar ihrer Weltanschauung, letztlich aber auch nüchtern-rationalen Überlegungen folgt. Nein: Trumps Wähler, die den Unterschied ausmachen könnten, sind jene, von denen man noch nie etwas gesehen hat; die sich noch nie am politischen Diskurs beteiligt haben; die sich noch nie haben registrieren lassen. Diese Menschen treffen ihre Wahlentscheidung für Trump nicht wegen der Parteiideologie und nicht nach Abwägung von Fakten oder in der Hoffnung auf Vorteile, sondern aus dem Bauch heraus – dort sitzt die Wut: die Wut auf 'das System', dem sie die Schuld für ihre Probleme geben. Diesen Reflex kann Trump triggern wie kein anderer. Wir könnten uns noch wundern, was alles geht für Trump, ohne dass er tatsächlich Schaden nimmt.“
Kandidat legt sich mit den Falschen an
Mit seinen abfälligen Äußerungen über die Eltern eines gefallenen muslimischen US-Soldaten könnte der Kandidat der Republikaner den Bogen überspannt haben, meint The Guardian:
„Warum sich Trump dazu entschlossen hat, gegen eine Familie von Hinterbliebenen zurückzuschlagen, ist schwer zu begreifen. Die Khans sind keine Berufspolitiker. Sie sind gewöhnliche zugewanderte Bürger, die für die von ihnen gewählte Heimat einen außergewöhnlichen Verlust erleiden mussten. ... In der eigenen Schwergewichtsklasse mit anderen Personen des öffentlichen Lebens auf der Wahlkampfbühne zu ringen, ist das eine. Einen gewöhnlichen Bürger niederzuschlagen, ist etwas völlig anderes. Und es ist beispiellos und unerhört, auf die am meisten respektierten gewöhnlichen Bürger einer Gesellschaft loszugehen: die patriotischen Eltern eines gefallenen Helden.“
Auch Glaubensfragen sind wahlentscheidend
Nachdem der republikanische Kandidat Trump seine Konkurrentin Clinton als Teufel persönlich bezeichnet hat, fragt sich Kristeligt Dagblad, welcher Kandidat eigentlich die wichtige Wählergruppe der Christen besser vertritt:
„Trumps jüngster Ausfall wirft die Frage auf, wie die vielen Kirchengänger in den USA eigentlich abstimmen werden. ... Die vielen moderaten Christen in den vielen Gemeinden in den USA sind derzeit verständlicherweise verwirrt. Trumps Haltung Frauen gegenüber, seine Scheidungen und sein eklatanter Mangel an Wissen über die Bibel und das Christentum empfehlen ihn nicht. Aber erreicht Hillary Clinton die christlichen Wähler, die etwa der Abtreibung kritisch gegenüberstehen? ... Die Wahl kann entschieden werden durch die Wirtschaft, die Einwanderung, die Kriegsgefahr. Aber Politiker wie Medien machen die Rechnung ohne den Wirt, wenn sie die Bedeutung von Glaubens- und Wertefragen für den gewöhnlichen Amerikaner vernachlässigen.“
Trump gefährdet die "freie Welt"
Eher einen Kandidaten Russlands denn einen für die amerikanischen Wähler sieht Večernji list in Trump:
„Wenn er nicht so ein Idiot wäre, würde man sagen, dass Trump der russische Kandidat für den Präsidentenposten in Amerika ist. Aber ein nützlicher Idiot ist er allemal. Nützlich für die russische neoimperialistische Politik. So hat er angeblich verkündet, dass er nicht automatisch den Artikel 5 des Nato-Vertrags akzeptieren würde, der besagt, dass der Angriff auf einen Nato-Staat als Angriff auf das ganze Bündnis verstanden wird. Ist das nicht eine direkte Einladung an die Russen, sich nach der Krim nun auch ein Stückchen Territorium eines der baltischen Nato-Mitglieder einzuverleiben? ... Wenn Trump Präsident und somit Anführer der 'freien Welt' wird, wird diese Welt mit einer Menge Folgen zu kämpfen haben. Populisten und selbsternannte Laienpolitiker werden versuchen, die gemäßigten Politprofis zu verdrängen.“
Wünsche der US-Volksseele erkannt
Trump könnte zugute kommen, dass sich der von ihm umworbene Durchschnittsamerikaner nach einer Abkehr von der hegemonialen US-Politik sehnt, meint Magyar Nemzet:
„Trump hat im bisherigen Wahlkampf bewiesen, dass in seinen Wahnvorstellungen durchaus System steckt. Während Clinton mit den Augen der politischen Elite die Welt betrachtet, konzentriert sich Trump auf den Durchschnittsmenschen, wobei er sich nicht scheut, auf demagogische Weise Tabus zu brechen. Und er scheint damit goldrichtig zu liegen: Die US-Bürger haben von den traditionellen globalen Ambitionen der USA genug, unter den gegenwärtigen Umständen verspüren sie eher eine Sehnsucht nach Ruhe und Wohlstand, hegemonialer Ruhm ist ihnen mithin unwichtig. ... Trump hat mit Gespür die Wünsche der US-Volksseele erkannt und er hat die imperialistischen Reichsträume der USA rasch in die Sprache des alltäglichen Glücks übersetzt.“