Ist das Klima noch zu retten?
Nach den Klimasündern USA und China haben weitere 31 Staaten das UN-Klimaabkommen ratifiziert. Die 60 beigetretenen Länder decken 48 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes ab. Damit es in Kraft tritt, müssen 55 Prozent erreicht werden. Doch die EU gibt dabei kein gutes Bild ab, kritisieren einige Kommentatoren. Andere sehen die Weltgemeinschaft hingegen auf dem richtigen Weg.
EU gibt eine peinliche Vorstellung ab
Als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel kann man die EU bald nicht mehr bezeichnen, klagt Helsingin Sanomat:
„Die als Klimaführer aufgetretene EU ist in eine peinliche Lage gekommen, nachdem ein Land nach dem anderen das Pariser Klimaabkommen ratifiziert und die Union nicht mithält. … Die Langsamkeit liegt in erster Linie an internen Problemen. Vor allem der Austritt Großbritanniens aus der EU verkompliziert den Prozess. … Mit dem nun gesteigerten Ratifizierungstempo wird das Abkommen in diesem Jahr in Kraft treten. Die EU könnte den Zeitpunkt entscheidend beeinflussen, denn ihr Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen beträgt 12 Prozent. ... Nachzügler zu sein ist für die EU peinlich und ein Zeichen der Schwerfälligkeit. Wenn das Pariser Abkommen ohne die EU in Kraft tritt, kann man von einem Vorreiter nicht mehr reden.“
Die Welt ist auf dem richtigen Weg
Dass sich weitere 31 Länder dem Pariser Klimaabkommen angeschlossen haben, ist für Sme ein Zeichen eines Bewusstseinswandels:
„Wenn sich dem Vertrag in den nächsten Monaten auch die Länder der EU anschließen, werden ihn 55 Staaten ratifiziert haben, die zugleich 55 Prozent der Treibhausgase produzieren. Mit denen träte das Abkommen dann in Kraft. Freilich ist der Vertrag nicht vollkommen. Paris stellt keine konkreten Ziele, überlässt es jedem Land, was es zu tun bereit ist, erwartet nur, dass es zu einer Verringerung des Ausstoßes kommt. Im Ergebnis dessen stellten sich einige Länder weit ambitioniertere und konkretere Ziele als andere. ... Aber allein schon der Fakt, dass sich so viele Staaten in dieselbe Richtung bewegen, zeigt, dass wir zu begreifen begonnen haben, worum es geht. Das hätte vor zehn Jahren noch nicht behauptet werden können.“
Obama und Xi versuchen Differenzen wegzulächeln
Der Vorstoß von den USA und China in Sachen UN-Klimaabkommen täuscht über die tiefen Differenzen der beiden Supermächte hinweg, weiß Magyar Idők:
„Die Achtung der Menschenrechte steht für Obama an oberster Stelle. Er ließ denn auch bei dem Treffen nicht die Gelegenheit aus, dieses zu betonen, wohl wissend, dass sein Gegenüber auf dieses Thema empfindlich zu reagieren pflegt. Obama kritisierte auch die militärische Machtdemonstration Pekings im südchinesischen Meer, worauf Xi Jinping erwiderte, dass China unbeirrbar seine Interessen verfolge. Doch sah man derweil zwei lächelnde Politiker, die einander die Hände schüttelten - keine Sekunde länger als vorgegeben. Auch das Lächeln war eingeübt. Und auch die Aussage Xis, wonach die USA und China beim Kampf gegen Ebola vorbildlich kooperierten, führte die enorme Distanz zwischen den beiden Ländern vor Augen. Das Thema Klimaschutz war auch so ein Thema, das die vermeintliche Einheit demonstrieren sollte.“
Hinter Sinneswandel steckt ökonomisches Kalkül
Hinter der Unterzeichnung des Klimaabkommens durch die USA und China stecken ökonomische Interessen, konstatiert die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore:
„Das Einvernehmen zwischen den USA und China ist von strategischer Bedeutung für Wirtschaft, Industrieproduktion und technologische Innovation. Wer die Klima-Partie gewinnt, der wird bestimmen, wie sich die Industrie weiterentwickelt, und zwar weltweit. Es siegt, wer gute Ergebnisse in der Technologie, bei den Produktionsstandards und den Quellen erneuerbarer Energien vorlegt. Die USA - das Land mit dem höchsten Benzinverbrauch - haben das revolutionäre Elektrofahrzeug Tesla. China hat - neben Produkten von bescheidener Qualität - in der Technologie nahezu unerreichbare Spitzenmaßstäbe erreicht und Investitionsprogramme von gigantischen Ausmaßen vorgelegt. Europa droht von der Partie ausgeschlossen zu werden. Es ist bei Debatten über manipulierte Abgaswerte stehen geblieben.“
Arbeit beginnt nach den Gipfeln
Dass die USA und China das Klimaabkommen unterzeichnet haben ist schön und gut, doch die eigentliche Arbeit kommt noch, meint Expressen:
„Letztlich entscheiden über die Klimafragen nicht die Regierungschefs dieser Welt auf Gipfeltreffen. Die wirkliche Arbeit muss im Alltag geleistet werden. Von Wissenschaftlern, die neue Technologien entwickeln. Von Unternehmen, die in diese investieren. Von Bürgern, die die umweltfreundliche Alternative wählen. Und von Politikern, die Spielregeln aufsetzen, die der Umwelt dienen. ... Auch in Schweden stellt sich die Frage, welchen Stellenwert wir Klimafragen geben, wenn die stolzen Ziele konkretisiert werden und der eigene Status quo bedroht ist. Eine Kilometersteuer für Lastwagen? - 'Wahnsinn, denken Sie an den ländlichen Raum'. ... Mehr vegetarische Mahlzeiten in der Schule? - 'Faschismus'. Neue Technologien und Effizienzmaßnahmen können Emissionen deutlich reduzieren. Aber um die Klimaziele zu erreichen, sind auch harte Entscheidungen und Opfer notwendig.“