Was hat Trump in zwei Jahren erreicht?
Seit zwei Jahren sitzt Donald Trump als US-Präsident im Weißen Haus. Seitdem hat er viele seiner Wahlversprechen in die Tat umgesetzt. Ob ihn dies allerdings zu einem erfolgreichen Präsidenten macht, ist bei Kommentatoren umstritten.
Genügend Konflikte für Generationen
Untätig war Trump jedenfalls nicht, bemerkt Večernji list:
„In 24 Monaten schaffte es Trump, so viele politische Konflikte im In- und Ausland anzuzetteln, dass Jahre vergehen werden müssen um die Wogen wieder zu glätten. Er verbat die Einreise von Muslimen in die USA, begann einen Handelskrieg mit China und Europa, stoppte das Nuklearabkommen mit dem Iran und zog Amerika aus dem Pariser Klimaabkommen zurück. Symbol seines Kampfes gegen alles und jeden ist jedoch die Mauer an der Grenze zu Mexiko. Er kündigte ihren Bau bei einer Wahlveranstaltung 2016 an und ist sich darüber bewusst, dass sie auch über seine eventuelle Wiederwahl 2020 entscheiden wird. Wären heute Wahlen, würde Trump wahrscheinlich nicht Präsident.“
Kampfbereit, revolutionär, einzigartig
Dass Trump bei allem Chaos, das er anrichtet, gar nicht so unerfolgreich ist, gibt Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt zu bedenken:
„Sein rüder Volkswirtschaftspatriotismus wirkt. Aus Angst vor Sanktionen liefern amerikanische Unternehmen, aber auch Konzerne aus dem Ausland, was Trump sich wünscht. Sie lieben ihn nicht, aber sie fürchten ihn. Außenpolitisch hat er neben ein paar bitteren Rückzügen wie in Syrien und Afghanistan mit dem Friedenspoker in Nordkorea Experten überrascht - und auch die Chinesen reagieren eher defensiv auf die scharfen Töne aus Washington. Trump ist als Dealmaker stets offen für eine Lösung, aber er markiert eine kontinuierliche Kampfbereitschaft, die weithin erschreckt. Twitternd hat er die Weltpolitik kommunikativ revolutioniert, und er spricht, wie ihm sein 'Schnabel' gewachsen ist. Trump ist singulär: in seinen Abgründen wie in seinen grotesken Erfolgen.“
Präsident kultiviert schlechten Stil
Zur Mitte seiner Amtszeit steht der Präsident nicht wirklich prächtig da, findet hingegen Le Soir:
„Seine Bilanz hinsichtlich der gehaltenen und nicht gehaltenen Wahlversprechen fällt recht gut aus, sein Stil hingegen ist deutlich weniger glänzend. Aus dem Geschäfts- und Reality-TV-Mann ist ein Präsident geworden, der sich vulgär, schockierend und immer wieder beleidigend verhält und der immer noch keine seiner Funktion angemessene Haltung eingenommen hat. ... Wird er über die sich anhäufenden Affären stolpern? Das ist die große Frage. Vergangenen Freitag wurde beispielsweise bekannt, dass Donald Trump seinen früheren Anwalt Michael Cohen zum Lügen bezüglich seiner Moskauer Immobilienprojekte vor dem Kongress angewiesen haben soll. Werden Justizbehinderung und Anstiftung zum Meineid bestätigt, könnte ihn dies teuer zu stehen kommen.“
Trump könnte in Nixons Fußstapfen treten
Innenpolitisch unter Druck, könnte Trump versuchen, die Aufmerksamkeit auf die Außenpolitik zu lenken, glaubt Newsweek Polska:
„Nixon trat zurück, als das Repräsentantenhaus dieselben Anschuldigungen erhob, über die FBI-Chef James Comey im Zusammenhang mit Trump sprach: Betrug, Machtmissbrauch und Missachtung des Kongresses. ... Wenn die Untersuchung von Sonderermittler Mueller fortschreitet, könnte Trump in Nixons Fußstapfen treten. Er könnte in den Beziehungen zu Iran, China oder Nordkorea eine Krise verursachen, um die Aufmerksamkeit von den gegen ihn gerichteten Anklagen abzulenken und sich vor der Nation voller Ruhm zu präsentieren. So versuchte Nixon sich zu retten, als er eine Defcon-3-Kampfbereitschaft erklärte, also eine vollständige Mobilisierung der Luftwaffe als Reaktion auf den Yom-Kippur-Krieg und die Aussicht auf einen Konflikt mit der Sowjetunion.“