Iran will mit höherer Urananreicherung beginnen
Der Iran hat erklärt, sich ab sofort nicht mehr an das im Wiener Atomabkommen erlaubte Limit zur Urananreicherung halten zu wollen. Der Schritt ist der zweite Verstoß gegen die Vereinbarung aus dem Jahr 2015. Unlängst hatte Teheran bereits angekündigt, die Uranvorräte von 300 Kilogramm überschreiten zu wollen. Europas Presse erforscht Gründe und Folgen der Eskalation.
Trump ließ Teheran keine andere Wahl
Mit seinem aggressiven Vorgehen hat der US-Präsident Teheran förmlich zum Bruch des Abkommens gezwungen, kritisiert The Guardian:
„Die Trump-Regierung traf die Entscheidung, das diplomatische Vermächtnis der Obama-Administration zu untergraben. Sie hat vielleicht nicht verstanden, dass sie damit jegliche Möglichkeit zunichte machte, ihre eigene diplomatische Lösung zu erzielen. Trump hat der iranischen Führung immer wieder Gespräche angeboten. Doch so aggressiv wie er hat seit der Revolution im Iran 1979 niemand gehandelt. Diese unehrlichen und phrasenhaften Gesprächsangebote zu machen und dabei gleichzeitig verheerende Sanktionen zu verhängen, ist keine Strategie, die den Iran zum Einlenken bringen wird.“
Den Gesprächsfaden wieder aufnehmen
Wie einer weiteren Eskalation dennoch entgegengewirkt werden kann, erklärt Le Figaro:
„Nachdem Trump gerade den Wahlkampf für seine Wiederwahl eingeläutet hat, will er vermeiden, die USA in einen neuen bewaffneten Konflikt im Nahen Osten zu verwickeln. Er hat sich bereit erklärt, mit dem Iran zu verhandeln. Um den Druck zu verringern, würde es genügen, wieder einige Ausnahmen der extraterritorialen US-Sanktionen in Kraft treten zu lassen, die einigen Ländern erlauben, Erdöl zu importieren. Wie der US-Präsident nunmehr zu ahnen scheint, ist es nicht realistisch, alles in einem einzigen Abkommen unterzubringen. Die iranische Nukleargefahr muss dringend in Schach gehalten werden. Ein gut ausgehandelter neuer 'Atom-Deal' würde es erlauben, dieses Ziel zu erreichen und den Weg für Diskussionen über die anderen Aspekte zu ebnen.“
Das Ziel ist die Atombombe
Dass der Iran lediglich ein paar Kernkraftwerke bauen will, mag Wirtschaftsanalyst Cătălin Bizdadea auf Republica.ro nicht glauben:
„Das ist eine Erklärung für Dumme, denn der Iran besitzt immense Gasvorkommen, mit denen auch erfolgreich Elektrizität erzeugt werden könnte. ... Ihr Ziel ist einfach: Auch sie wollen ein nukleares Spielzeug. Was das heißt? Um einen lebensfähigen nuklearen Sprengkopf und nicht nur eine einfach Petarde zu bauen, benötigt man als Menge des Isotops U-235 fast 90 Prozent. Bislang liegt die [zugelassene] angereicherte Menge [im Iran] bei 3,67 Prozent, der Rest ist das Isotop U-238, das nicht dasselbe zerstörerische Potenzial hat. ... Nun sind alle Augen auf den Iran gerichtet, denn eine nukleare Waffe in den Händen des Obersten Führers wäre ein Alptraum-Szenario. Doch bislang sind wir davon weit entfernt.“