Covid-19: Vierte Welle und nichts gelernt?
Die Corona-Fallzahlen steigen trotz Impfung in vielen europäischen Ländern. Insbesondere in Osteuropa führt die mittlerweile vierte Welle der Pandemie zur Überlastung des Gesundheitssystems. Aber auch im Westen zwingt die steigende Hospitalisierung zu schärferen Restriktionen. Kommentatoren verschiedener Länder befürchten, dass ihre Regierungen mal wieder schlecht vorbereitet sind.
So flink wie die Dänen müsste man sein
Die Niederlande haben angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen erneut die Maßnahmen verschärft. De Volkskrant rät der Regierung, sich ein Beispiel an Dänemark zu nehmen:
„Vertrauen in den Staat spielt dabei eine große Rolle. Die Dänen waren schneller mit dem Lockdown, schneller mit den Kontrollen an der Grenze, schneller mit Tests im großen Stil, schneller mit dem Impfen, schneller mit dem Coronapass und schneller mit dem Verbannen der Impfstoffe von AstraZeneca und Janssen, als Zweifel daran aufkamen. Das gibt vielen Dänen das Vertrauen, dass der Staat die Situation im Griff hat. Den Eindruck müssen [Premier] Mark Rutte und [Gesundheitsminister] Hugo de Jonge jetzt auch schnell erwecken, sonst ist dies der Anfang eines bitteren Winters.“
Das Virus mutiert zum Regimefeind Nummer eins
Der Ärger über den wegen der vierten Welle verhängten Lockdown könnte der russischen Regierung gefährlich werden, glaubt Echo Moskwy:
„Die Bürger sehen die Beschränkungen, aber keine Unterstützung. ... Nicht Nawalny, nicht der Westen, nicht sonstige unsichtbare Feinde, sondern das Coronavirus kann für das Regime zur Hauptgefahr werden. Es hat hunderttausende Leben gekostet, den Gesundheitssektor ausgelaugt, es schädigt die Wirtschaft, steigert Preise und Inflation und verursacht aus verschiedenen Gründen offene Unzufriedenheit mit der Staatsmacht. Dabei ist das Virus für den Polizeistaat unsichtbar und unangreifbar. Man kann es weder auseinanderjagen noch verhaften. ... Noch gibt es keinen Aufruhr. Aber das Schlüsselwort ist 'noch'.“
Unerfüllte Versprechen erschweren Restriktionen
Mit einem wegen der steigenden Fallzahlen in der Slowakei notwendigen Lockdown sollte man nicht zu lange warten, warnt Pravda:
„Die Politiker hatten versprochen, dass der Impfstoff uns binnen einen Jahres vom Virus befreien würde. Das ist nicht geschehen. Und so wird es schwer sein, auch nur leichte Einschränkungen durchzusetzen. ... Die Frage ist heute jedoch schon nicht mehr, ob ein neuer Lockdown kommt, sondern wann und in welchem Umfang. Wir wissen aus dem letzten Jahr, dass es tragisch werden kann, wenn man bis zur letzten Minute damit wartet. Niemand will auch in diesem Jahr wieder überfüllte Krankenhäuser und Leichenhallen erleben.“
Übergangsregierung kümmert sich nicht
Weil die Entscheidungsträger in Bulgarien alle Aufmerksamkeit auf die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 14. November richten, sind die Bürger der vierten Welle schutzlos ausgeliefert, klagt 24 Chasa:
„Der Staat ist nicht in der Lage, dieses Tod bringende Chaos unter Kontrolle zu bringen. Uns fehlen adäquate, schnell und entschieden agierende Machthaber, die den Weg aus dieser Krise vorzeichnen und durchsetzen können. Wir haben keine Regierung, wir haben keinen Präsidenten, wir haben keine Politiker, die sich für unsere Probleme interessieren. Sie interessieren sich allein für ihre Prozente bei den Wahlen.“