Happy 2022?
Biden und Xi reichen sich die Hand und besiegeln das Ende ihres Wirtschaftskriegs, Russland zieht seine Truppen von der ukrainischen Grenze ab und gibt die Krim zurück und die Weltgemeinschaft setzt Maßnahmen um, die die Klimaerwärmung eindämmen? Ganz so rosig wird es im kommenden Jahr wohl nicht werden, fürchten Kommentatoren und treffen eher düstere Prognosen.
Wenig Anlass zum Optimismus
Das kommende Jahr könnte brandgefährlich werden, fürchtet Naftemporiki:
„Die Situation global hat nichts mit dem Optimismus für eine neue friedliche Welt gemein, den der Fall der Berliner Mauer und das Ende der ideologischen Konfrontation zwischen Kapitalismus und Kommunismus angeblich bringen würde. … Trotz des Triumphs der Marktwirtschaft nehmen die Spannungen zu und erinnern an die Rivalitäten zwischen den Großmächten, die 1914 zu einem weltweiten Blutbad führten. Von der Bewältigung von Pandemien über den Klimawandel bis hin zu den wachsenden Spannungen zwischen den Großmächten - das neue Jahr beginnt mit vielen Herausforderungen am Horizont.“
Auf dem Rücken ukrainischer Interessen
Es könnte schon bald eine Einigung zwischen den USA und Russland geben, die eine ukrainische Nato-Mitgliedschaft in weite Ferne rücken lässt, fürchtet Igor Popow vom Thinktank Ukrainian Institute for the Future in Ukrajinska Prawda:
„Die Konsultationen über den Entwurf eines Abkommens und eines Vertrags könnten bereits Anfang Januar beginnen. Es ist unwahrscheinlich, dass die USA allen Forderungen zustimmen werden, aber allein die Zustimmung zum Dialog ist ein Zeichen dafür, dass es bereits gewisse Vereinbarungen gibt. ... Die wichtigste außenpolitische Neuigkeit für die Ukraine könnte darin bestehen, dass die Chance auf eine Nato-Mitgliedschaft sinken wird - im Gegenzug wird die Russische Föderation ihre taktischen Militärpläne aufgeben.“
Peking und Moskau geben den Takt vor
Im Ringen mit Russland und China zeigt die transatlantische Allianz derzeit vor allem Schwäche, klagt Kolumnist Edward Lucas in The Times:
„Wenn die EU und die USA nicht in der Lage sind, einem kampfeslüsternen bosnisch-serbischen Kriegsherrn die Stirn zu bieten, welche Chance besteht dann, dass sie Wladimir Putins Aggressionen gegenüber der Ukraine entgegentreten? ... Chinas größter Vorteil gegenüber dem Westen liegt in der disziplinierten, gut finanzierten Entwicklung von künstlicher Intelligenz, von Quantencomputern und von anderen bahnbrechenden Technologien. ... Es erfordert enorme Anstrengungen, die technologische Kluft zu China zu schließen und gleichzeitig zusammenzustehen, um Putin abzuschrecken. Für beides sehe ich derzeit kaum Anzeichen.“
Was 2022 ganz gewiss nicht passieren wird
Satirische Voraussagen für das neue Jahr trifft das Landesecho:
„Biontech/Pfizer satteln um auf Brausevitamine. Angela Merkel erklärt am FKK-Strand von Stralsund ihre Rückkehr an die Spitze der CDU. FDP und Grüne gehen in eine Koalition mit Merkel und beschließen für die komplette EU, dass Autos bis 2030 durch Pferde ersetzt werden. Der VW-Konzern erklärt, dass er diesen Wandel problemlos vollziehen kann. Britische Forscher monieren, dass Pferdeäpfel für die globale Erwärmung schlimmer seien, als wenn die ganze Menschheit Trabant fährt. Wladimir Putin gibt feierlich die Krim an die Ukraine zurück und zahlt zudem 500 Milliarden Dollar Entschädigung an Kiew. Damit verringert sich sein Vermögen um rund ein Zehntel.“