Von Musk gekauft: Was wird jetzt aus Twitter?
Multimilliardär Elon Musk übernimmt Twitter für rund 44 Milliarden US-Dollar (rund 40 Milliarden Euro). Das teilte der Kurzbotschaftendienst am Montag mit, nachdem der Verwaltungsrat zuvor versucht hatte, den Kauf zu verhindern. Dass der reichste Mann der Welt Twitter nun von der Börse nehmen und nach seinen Wünschen umgestalten will, löst eine Debatte über Meinungsfreiheit, Macht und Management aus.
Netzwerk könnte seine Attraktivität verlieren
La Vanguardia erwartet in jedem Fall große Veränderungen:
.„Was wird Musk mit Twitter machen? Derzeit haben ihn die US-Republikaner bereits aufgefordert, Donald Trump wieder in das Netzwerk aufzunehmen - was er tun könnte, da der Geschäftsmann [Musk] die Sperrung von dessen Konto sehr kritisch gesehen hatte. Aber das ist nur eine Anekdote im Vergleich zu dem, was ein so erstaunlicher und unkonventioneller Geist wie der dieses Milliardärs aushecken kann. ... Es besteht kein Zweifel daran, dass Twitter einen großen Wandel durchmachen wird. Entweder wird es durchstarten und ein noch mächtigeres soziales Netzwerk werden, oder es wird durch den Einfluss des Tycoons seinen Charme verlieren. Auf Twitter wird etwas Großes passieren“
Diskussionsregeln werden ständig neu verhandelt
Niemand hat bislang die Blaupause für die ideale Debattenkultur, erinnert Krytyka Polityczna:
„Bei der ganzen Diskussion über die Redefreiheit geht es in Wirklichkeit um Macht. Es geht darum, wer das Recht hat, an der öffentlichen Debatte teilzunehmen; wer bestimmt, wer im Haus ist und die Regeln festlegt, und wer ein Gast ist und jederzeit hinausgeworfen werden kann. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass es in diesem Streit einfache Antworten gäbe - ein ideales Muster für die Organisation der öffentlichen Debatte. Wir hatten nie ein solches Muster, es gab nie ein goldenes Zeitalter, in dem der Pluralismus der Diskussion ideal war. Und der Aufstieg der sozialen Medien hat das Thema noch komplizierter gemacht.“
Als Meinungsmacher wird Musk noch reicher
Die Entwicklung ist beängstigend, findet das Webportal TVXS:
„Der reichste Mann der Welt ist der Meinung, dass es bei Twitter keine Einschränkungen geben sollte. ... Sei es bei der Verbreitung von Fake News oder gefährlicher Propaganda. Deshalb hat er Trump sogar verteidigt, als er von den sozialen Medien 'ausgeschlossen' wurde. … Elon Musk wird tun, was er will, weil er es kann. Er ist unkontrollierbar, unterliegt keiner Bewertung oder Aufsicht durch eine höhere Behörde. ... Ihm gehört Twitter genauso wie Tesla. Und so wird er nicht nur mit kommerziellen Produkten und mit seinen Erfindungen reich werden. Er bereichert sich durch Gedanken, Ideen, Meinungen, Kommentare, durch Worte, die über die Tastatur rollen wie Münzen bergab.“
Er wird ein guter Manager sein
The Spectator freut sich über den neuen Chef:
„Er ist erstens ein leidenschaftlicher Anhänger der Redefreiheit, eine Eigenschaft, die er auf der Plattform schmerzlich vermisste. Eine Verpflichtung, unzensierte Gespräche zu ermöglichen, würde Twitter zu einem viel interessanteren Ort machen. Zweitens glaubt er, dass er Twitter besser führen kann, als das derzeitige Management. Angesichts seiner Erfolgsbilanz, andere Branchen aufzuwirbeln, wäre man schon mutig, gegen ihn zu wetten. Und diese relativ einfachen Ziele haben herrlich bescheuerte Reaktionen hervorgerufen. ... Der Einwand gegen Elon Musks Twitter-Kauf dürfte weniger darin begründet liegen, dass eine Person die Zügel in der Hand hält, sondern dass diese Person andere Ansichten hat.“