Ukraine: Legt der Winter die Kämpfe auf Eis?

Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Cherson und anhaltendem Beschuss der existenziellen Infrastruktur in der Ukraine wird in westlichen Medien spekuliert, ob der Winter den Weg zu Verhandlungen ebnen könne. Kyjiw erteilte Überlegungen über eine Kampfpause zwar eine Absage - die europäische Presse lässt das Thema jedoch nicht los.

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Corriere della Sera (IT) /

Es liegt in Putins Hand

Corriere della Sera wägt ab, ob die Zeit für Verhandlungen gekommen ist:

„Die Voraussetzung dafür ist ein Waffenstillstand. Es ist an Putin, die Initiative zu ergreifen. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass er sich die Blöße gibt und die Einstellung der Kämpfe fordern wird. Das würde bedeuten, dass er seine Niederlage anerkennt. Doch der Winter steht vor der Tür. Der Frost könnte einen physiologischen Waffenstillstand verhängen, ohne dass Putin sich rechtfertigen müsste. ... Und Selenskyj? Online erklärte er, man müsse diesen Winter durchstehen, um nächstes Frühjahr noch stärker zu werden. … Nur zu einem einzigen Zugeständnis ist der ukrainische Präsident bereit. Er gibt die Idee auf, Putin zu stürzen.“

wPolityce.pl (PL) /

Das schwächste Glied könnte woanders brechen

Es könnte sein, dass die Zerstörung der Infrastruktur in der Ukraine am Ende jemand anders zermürben soll, vermutet wPolityce.pl:

„Die Situation für die Ukrainer ist extrem schwierig. ... In der Ukraine sucht man jedoch vergeblich nach Politikern oder gesellschaftlichen Bewegungen, die aus diesem Grund einen schnellen Frieden auf Kosten von Gebiets- oder Souveränitätsabtretungen wollen. Könnte es also sein, dass das eigentliche Ziel der Unterbrechung der Strom-, Gas- und Wasserversorgung der ukrainischen Bevölkerung nicht die sich verteidigende Gesellschaft, sondern ihre westlichen Partner sind? Es sind die EU und die USA, die Gelder aus den Taschen ihrer Steuerzahler nehmen, um das Land am Dnipro bei seiner Verteidigung gegen den Nazismus des 21. Jahrhunderts zu unterstützen.“

Magyar Nemzet (HU) /

Es ist an den Großmächten

Washington und Moskau müssen den Frieden in der Ukraine aushandeln, meint die regierungsnahe Magyar Nemzet:

„Es war von Anfang an klar, dass dieser Konflikt dann beendet wird, wenn Washington und Moskau sich einigen. Die geschwächte Europäische Union, deren Bevölkerung beispiellose politische, wirtschaftliche und moralische Last auferlegt wird, ist in diesem globalen Spiel kein Faktor, ebenso wenig die Ukrainer. ... Wenn geklärt wird, wo die geografischen und psychologischen Grenzen der Interessensphären der Großmächte liegen, wird der Krieg schnell enden.“