China 2023: Weiter auf Expansionskurs?
China wird dieses Jahr zwar den Rang des bevölkerungsreichsten Landes der Erde an Indien verlieren - aber politisch und wirtschaftlich bleibt es Supermacht Nummer eins in Asien. Pekings Konfrontation mit Taiwan, seine Allianz mit Russland und sein politisch-wirtschaftliches Expansionsstreben können in diesem Jahr jedoch auch unerwartete Wendungen erfahren, meint Europas Presse.
Der globale Süden hat ein Eigenleben
China wie Russland gelingt es nicht, die aufstrebenden Mächte auf ihre Seite zu ziehen, beobachtet Le Monde:
„Beispielsweise Indien, der Anführer des globalen Südens, ist neben den USA, Australien und Japan Quad-Mitglied, um Chinas Expansionsstreben im Pazifik einzudämmen. Und Delhi umgeht die westlichen Sanktionen, um günstig russisches Öl zu kaufen, das den Krieg in der Ukraine finanziert. Viele Mittelmächte wie Saudi-Arabien und die Türkei lösen sich aus der Schutzherrschaft der USA, aber nicht, um unter den sinorussischen Schutzschirm zu schlüpfen. Das Spiel der aufstrebenden Staaten – von Riad bis Ankara, von Manila bis Jakarta – besteht darin, sich mal dem einen großen Machtzentrum (dem westlichen Block), mal dem anderen (dem chinesisch-russischen Lager) anzuschließen.“
Der Feind meines Feindes ist nicht unbedingt Freund
Chinas Unterstützung für Russland ist nicht in Stein gemeißelt, kommentiert das Online-Portal Satori:
„Russlands Verhalten in der Konfrontation mit der Ukraine und dem Westen im Allgemeinen hängt in hohem Maße von China ab. Das Prinzip 'Der Feind meines Feindes ist mein Freund' ist ein normaler Bestandteil der Realpolitik. China unterstützt Pakistan, das im Streit mit Indien steht, das wiederum ein traditioneller Rivale Chinas ist. So sehr es uns nicht gefällt: Die gleiche Logik steckt im Dreieck 'Russland-USA-China'. ... Die Frage für 2023 lautet: Wird China dieser Logik weiter folgen? Eine Alternative wäre die Schlussfolgerung, dass 'die Amerikaner natürlich Drecksäcke sind', aber Putins Russland so seltsam geworden ist, dass es sich nicht mehr lohnt, es zu unterstützen.“
Pazifikraum ist das größte Pulverfass
Sollte China versuchen, Taiwan einzunehmen, könnte dies einen Weltkrieg auslösen, heißt es im Blog von Spotmedia:
„Das würde nicht ohne eine gewaltige Konfrontation abgehen, an der möglicherweise Japan beteiligt wäre, die sich auf Korea ausbreiten und Australien in Form der Aukus-Allianz (trilaterales Militärbündnis mit USA und Großbritannien) einbeziehen würde, und dann würden andere Staaten des Indo-Pazifik versuchen, Rechnungen zu begleichen und neue Grenzen in asiatischen Meeren festzulegen. … Wie kompliziert, zersplittert und von Putins Russland bedroht Europa auch erscheinen mag, die Gefahr eines großen Flächenbrandes geht in diesem Jahrhundert von Asien aus, wo die Ruhe vor dem Taifun herrscht und die Temperatur steigt.“