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  Bildung

  24 Debatten

Am Dienstag sind die Ergebnisse der ersten Pisa-Studie nach der Corona-Pandemie veröffentlicht worden. Getestet wurden rund 690.000 Lernende im Alter von 15 oder 16 Jahren aus 81 Staaten. Gegenüber früheren Erhebungen haben die Leistungen in den meisten Ländern abgenommen. Die obersten Plätze belegen fast durchweg ostasiatische Staaten - aber auch Estland. Rege Diskussion in Europas Presse.

Für viele Schülerinnen und Schüler in Europa beginnt in diesen Tagen der Unterricht nach der Sommerpause. Für andere liegt der Start ins neue Schuljahr schon einige Wochen zurück. Für die Presse Anlass, die Bildungssysteme kritisch zu prüfen und strukturelle Mängel anzuprangern.

Kopftücher sind an Frankreichs Schulen bereits verboten, jetzt will Frankreichs neuer Bildungsminister Gabriel Attal auch Abayas verbieten. Das Tragen der knöchellangen Übergewänder sei eine "religiöse Geste", so Attal mit Bezug auf Frankreichs strikten Laizismus. Die Presse diskutiert das geplante Verbot kontrovers.

Ungarns Parlament hat ein umstrittenes Gesetz über den Status von Lehrern verabschiedet. Kritiker sprechen von einem "Rachegesetz" gegen Pädagogen, die seit Langem für höhere Gehälter und eine Bildungsreform demonstrieren. Das Gesetz sieht eine Gehaltserhöhung vor, doch wurde diese an den Erhalt von EU-Mitteln geknüpft, die die EU aufgrund von Bedenken wegen der Rechtsstaatlichkeit zurückhält.

Die rumänischen Lehrer haben ihren mehrwöchigen Lohnstreik beendet. Die Regierung hatte am Wochenende ein neues Tarifangebot vorgelegt: Ab dem 1. Juni sollen alle im Schulwesen Beschäftigten eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 25 Prozent erhalten. Weitere Erhöhungen sollen 2024 folgen. Werden die Versprechungen nicht umgesetzt, werde man wieder streiken, hieß es von den Gewerkschaften.

Der Lehrerstreik in Rumänien geht weiter - obwohl die Regierung letzte Woche mit einem Dringlichkeitserlass sofortige Gehaltssteigerungen und weitere Erhöhungen in den nächsten Jahren verkündet hat. Viele Streikende sehen ihre Forderungen weiterhin als nicht erfüllt an und misstrauen den staatlichen Zusagen. Kommentare aus der Landespresse zeigen Verständnis.

Seit Montag sind in Rumänien zahlreiche Lehrer in einen unbefristeten Streik getreten, um höhere Gehälter und mehr Investitionen ins Bildungssystem zu erstreiten. Als Berufseinsteiger an einer öffentlichen Schule erhält eine Lehrkraft rund 480 Euro im Monat. Auch den Kommentatoren ist das zu wenig.

Einst Pisa-Spitzenreiter, doch nun verschlechtern sich die Werte: Ein vom finnischen Bildungsministerium vorgelegter Bericht zeichnet ein düsteres Bild des Bildungsstands im Land. In den letzten zwei Jahrzehnten seien die Lese- und Mathematikfähigkeiten um das Niveau von ein bis zwei Schuljahren zurückgegangen. Am besten gebildet ist demnach der Geburtsjahrgang 1978. Finnlands Medien sind in Sorge.

In ganz Europa kehren Kinder und Jugendliche nach den Sommerferien allmählich in die Klassenräume zurück - doch aus ganz Europa kommen auch Berichte über einen massiven Mangel an Lehrpersonal. Nicht nur, dass der Nachwuchs fehlt, viele verlassen auch den Schuldienst und suchen eine Beschäftigung in anderen, besser bezahlten Bereichen. Stimmen aus europäischen Medien.

In Frankreich wird die Ernennung von Pap Ndiaye, Historiker und Vordenker der französischen Anti-Rassismus-Bewegung, zum neuen Bildungsminister von Konservativen und Rechten heftig kritisiert: Ndiaye mache sich mit identitätspolitischen Ideen aus den USA gemein und greife damit die Werte der Republik an. Der Streit um seine Person geht an den wichtigen Problemen vorbei, meint die Landespresse.

Der griechische Tourismusminister Vassilis Kikilias will den aktuellen Tourismusboom im Land ausnutzen und die Urlaubssaison von März bis November ausdehnen. Das führt zu enormen Preissteigerungen auf dem ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt: So finden etwa Lehrer, die auf beliebten Touristeninseln eingesetzt werden sollen, keine Bleibe und schlafen in Zelten oder Autos. Kommentatoren sind empört.

Rumänien streitet seit Jahren über die Einführung eines freiwilligen Sexualkundeunterrichts an Schulen. 2020 hatte das Parlament ein Gesetzesvorhaben in letzter Minute so verändert, dass die Teilnahme nur mit Zustimmung der Eltern möglich wäre. Präsident Iohannis schickte das Gesetz daraufhin ans Parlament zurück. Der Senat verweigerte am Dienstag eine Anpassung, das entscheidende Votum der Abgeordnetenkammer steht nun noch aus.

Viele Länder Europas beraten derzeit, wie die durch Homeschooling entstandenen Bildungsprobleme behoben werden sollen. In Großbritannien trat der Bildungssanierungsbeauftragte Kevan Collins zurück, nachdem statt der von ihm geforderten 15 Milliarden Pfund nur 1,4 bewilligt wurden - eine Summe, die auch die Landespresse diskutiert. Derweil regt sich in den Niederlanden Kritik an einem größeren Finanzpaket.

Die Schanghaier Fudan-Universität will 2024 in Budapest eine auf rund 5.000 Hörer und 500 Lehrkräfte angelegte Filiale eröffnen. Dafür hatte Ungarns Minister für Innovation und Technologie László Palkovics 2019 in Shanghai mit dem Präsidenten der Universität ein Abkommen unterschrieben. Die Entscheidung wird nicht nur in Ungarn heiß diskutiert, sondern sorgt auch im Nachbarland Österreich für Stirnrunzeln.

Italien hat am Dienstag beschlossen, seine Anti-Corona-Beschränkungen teilweise zu verschärfen. Unter anderem werden in den besonders betroffenen roten Zonen wieder alle Schulen geschlossen. Am selben Tag erschien ein Unicef-Bericht, der von einer riesigen Bildungskrise spricht: 168 Millionen Kinder weltweit seien derzeit vom Unterricht ausgeschlossen. Sind die Schließungen trotzdem richtig?

In mehreren Ländern Europas wird derzeit über Dresscodes an Schulen debattiert. In Schweden sind den Lehrenden angebliche Gangster-Outfits ein Dorn im Auge. In Frankreich und der Schweiz ist es die ihrer Meinung nach zu freizügige Kleidung der Mädchen. So müssen Lernende an einer Genfer Schule ein übergroßes T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin angemessen gekleidet" anziehen. Kommentatoren diskutieren Sinn und Unsinn solcher Normen.

Die Lehrer in Kroatien haben in dieser Woche ihre seit Mitte Oktober laufenden Proteste ausgeweitet und sind landesweit in den Generalstreik getreten. Er soll andauern, bis die Regierung mit ihnen verhandelt. Diese hatte die Forderung nach rund sechs Prozent mehr Gehalt bisher abgelehnt. Für einige Medien des Landes haben die Lehrer jegliches Maß verloren.

Lehrer an polnischen Schulen verdienen durchschnittlich 700 Euro pro Monat - zu wenig zum Leben, klagen viele. Die Regierung lehnt eine Gehaltserhöhung ab und schlägt vor, die Arbeitszeit der Lehrer zu erhöhen, damit sie mehr Geld verdienen. Das akzeptieren die Gewerkschaften nicht und rufen am heutigen Montag zum größten Lehrerstreik der polnischen Geschichte auf. Nicht alle Medien solidarisieren sich.

Ein auf Snapchat veröffentlichtes Video, in dem ein Schüler seiner Lehrerin eine Pistole an den Kopf hält, hat seit Donnerstag einen Aufschrei auf Twitter provoziert. Unter dem Hashtag PasDeVague (kein Aufsehen erregen) schildern Lehrer ihre Erlebnisse mit Gewalt an Schulen. Wie gravierend ist das Problem und woher rührt es?

Dänemark wühlen derzeit Berichte über die Begrüßungsrituale an einigen Gymnasien auf. 15- und 16-jährige Mädchen, die in die Oberstufe eintreten, werden als Kellnerinnen für ein Dinner für Schüler der Abgangsklasse ausgesucht. Sie müssen einem Dresscode folgen und zum Beispiel rote Unterwäsche tragen und werden offenbar häufig sexuell belästigt. Dänische Medien sind entsetzt ob dieser Bräuche.

Das Parlament in Kiew hat eine Bildungsreform verabschiedet, die das ukrainische Schulsystem modernisieren soll. Kritik kommt insbesondere aus Ungarn und Russland und verhaltener auch aus Rumänien und Polen. Dort ist der Unmut groß, dass der Unterricht in Minderheitensprachen künftig deutlich eingeschränkt werden soll.

Der lettische Präsident hat ein Bildungsgesetz unterzeichnet, das es ermöglicht, Lehrer zu entlassen, die dem Land und der Verfassung gegenüber nicht loyal sind. Die Regierung will damit russischen Einfluss in den russischsprachigen Schulen des Landes unterbinden. Macht sich Lettland lächerlich oder ist dies der richtige Schritt gegen russische Propaganda?

Mehr als 50.000 Menschen haben am Mittwoch in Kroatien für die Bildungsreform demonstriert. Auslöser war der Rücktritt der Expertengruppe, die in den vergangenen Monaten die Reform koordiniert hatte. Sie wurde noch von der Vorgängerregierung eingesetzt, die national-konservative Regierung hatte versucht, sie zu beeinflussen. Kommentatoren hoffen, dass nun ein Aufschrei durch die Gesellschaft geht.