USA und UK greifen Huthi im Jemen an
Weil die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen mit Verweis auf die Lage in Gaza regelmäßig Handelsschiffe im Roten Meer angreifen, haben die USA und Großbritannien Luftangriffe auf deren Stellungen geflogen; die Niederlande, Kanada, Bahrain und Australien sind ebenfalls Teil des Militärbündnisses. Sinnvolles Unterfangen zur Sicherung der internationalen Schifffahrt oder Spiel mit dem Feuer?
Verständlich, aber wirkungslos
Rzeczpospolita befürchtet, dass der erhoffte Effekt ausbleibt:
„Die USA - und die neun Länder, die sie vor allem politisch, aber auch militärisch unterstützen - haben mit ihrem Angriff auf die Huthi die Sicherheit des internationalen Seehandels verteidigt. ... Und das ist verständlich. Aber wenn diese Verteidigung nicht wirksam ist, und bisher sieht es so aus, haben sie in erster Linie das Ausmaß des Krieges im Nahen Osten vergrößert. Dabei war ihr ursprüngliches Ziel das Gegenteil: die Vermeidung eines Übergreifens und einer Eskalation des Konflikts.“
Fragwürdig und gefährlich
The Observer ist äußerst skeptisch:
„Wie auch immer die Welt diesen Schritt bewertet, der in Reaktion auf wiederholte, unprovozierte Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer ergriffen wurde, sind die möglichen Folgen umso beunruhigender, als sie ungewiss und unvorhersehbar sind. US-Präsident Joe Biden und Rishi Sunak haben etwas begonnen, das sie vielleicht nur schwer zu Ende bringen können. ... Das grundlegende Problem besteht darin, dass sich die bisherigen Militäraktionen als nicht effektiv erweisen könnten. ... Und so ungerecht es auch sein mag, aber die USA und Großbritannien, die es bisher versäumt haben, einen Waffenstillstand in Gaza zu fordern, werden von nun an in der muslimischen Welt als Kämpfer an der Seite Israels angesehen werden.“
Iran wird sich vorerst zurückhalten
Politologe Iliya Kusa hält in Unian eine regionale Eskalation weiter für unwahrscheinlich:
„Der einzige Faktor, der dazu führen könnte, wäre, wenn sich etwa Saudi-Arabien und die VAE der von den USA geführten Koalition anschließen würden. Dann könnte es zu einer Eskalation zwischen den Huthis und Saudi-Arabien kommen, sollten die ersteren wie vor einigen Jahren wieder Öl-Anlagen beschießen. In diesem Fall könnte sich der Iran in den Konflikt einmischen. ... Ich sehe nicht, dass der Iran sich auf einen direkten Zusammenstoß mit den USA und ihren Verbündeten einlassen will. Das wäre riskant und teuer. ... Der Iran glaubt, seine Ziele durch die Unterstützung von Stellvertretergruppen erreichen zu können.“
Europäische Entschlossenheit gefordert
El País fordert die EU zum Handeln auf:
„Hier kann die Gruppe ihre Bereitschaft und Fähigkeit beweisen, zu einem geostrategischen Akteur zu werden, der nach seinen Werten handelt und seine Interessen verteidigt. ... Wahrscheinlich wird in einem Jahr ein entfesselter Donald Trump zurück sein. Dann werden wir Europäer auf die harte Tour lernen müssen, was es heißt, autonom zu sein. ... Tatsächlich haben einige EU-Staaten bereits Patrouillen durchgeführt, so Frankreich und Italien. Und die Niederlande waren an den Angriffen beteiligt. ... Hoffentlich kann die EU bald eine gemeinsame Verteidigung aufstellen, die heute für Handel ohne Bombardierung kämpft und morgen den Weg zu einer unabhängigeren und geschlosseneren EU in einer turbulenten Welt weist.“
USA bleiben dominierende Macht in der Region
Der Politologe und Sicherheitsexperte Eduardo Caetano de Sousa schreibt in Jornal i:
„Die USA haben dafür gesorgt, dass ihre Streitkräfte in der Region in höchster Alarmbereitschaft sind, indem sie Flugzeugträger entsandt und die Verteidigung des Luftraums von Wasser und vom Land aus in den an Israel angrenzenden Gebieten übernommen haben. Auf diese Weise haben sie durch eine klare Machtdemonstration die Kontrolle über die regionale Sicherheit im gesamten Nahen Osten übernommen. Die Angriffe, die in den frühen Morgenstunden des 12. Januar von US-amerikanischen und britischen Luft- und Seestreitkräften mit Unterstützung anderer Verbündeter durchgeführt wurden, sind Teil dieses internationalen Kontextes.“