Angriff auf Irans Botschaft in Syrien: Was folgt?
Sieben Mitglieder der iranischen Quds-Brigade, dem ausländischen Arm der Revolutionsgarden, sind am Montag bei einem Luftangriff auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in Damaskus getötet worden. Unter ihnen waren auch zwei Generäle. Teheran machte Israel verantwortlich und drohte mit Vergeltung, Israel äußerte sich nicht. Europas Presse fürchtet eine Eskalation des Konflikts.
Israels Motive unklar
Der Standard schließt eine weitere militärische Zuspitzung zwischen Israel und Iran nicht aus:
„In Teheran schwört das Mullah-Regime Vergeltung. Israel scheint die Eskalation mit ihm immer weniger zu scheuen. Es ist nicht klar, ob dahinter die Gewissheit steckt, dass für den Iran – auch angesichts der US-Drohungen – kein voller Kriegseintritt gegen Israel infrage kommt. Oder ob sich in Israel die Meinung durchsetzt, dass nicht nur im Gazastreifen, sondern auch im Libanon und in Syrien eine völlig neue Lage hergestellt werden muss.“
Nur noch ein Schritt bis zum Krieg
Adevărul-Kolumnist Stefan Vlaston erörtert die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation:
„Auch wenn beim Vorfall ein Stück des iranischen Staates zerstört wurde, bleiben der iranischen Armee die Hände gebunden, da sie der israelischen unterlegen ist. Andererseits verliert der Iran, wenn er jetzt nicht versucht, militärisch auf die israelische Aktion zu reagieren, das bisschen Glaubwürdigkeit, das er noch besitzt, weil sein Staatsgebiet direkt angegriffen wurde. ... Ein iranischer Raketenangriff auf Israel würde Israel zwingen, mit gleichen Mitteln zu antworten, entweder mit Raketen oder den Luftstreitkräften, die denen des Irans weit überlegen sind. Von dort aus ist es dann nur ein Schritt zu einem israelisch-iranischen Krieg.“
Auch im Interesse des Westens
De Telegraaf begrüßt die Tötung Zahedis:
„Iran und Hisbollah schwören Rache, aber wissen zugleich, dass ihre Terrorführer nirgendwo mehr sicher sind. Diese von Israel überbrachte Botschaft liegt auch im Interesse des Westens. Kürzlich warnten Sicherheitsdienste vor der zunehmenden Bedrohung durch iranischen Terror. In Europa werden Mitglieder von Verbrecherbanden rekrutiert, um Gegner der Ajatollahs ins Visier zu nehmen. ... Angesichts der Bedrohung ist es unbegreiflich, dass die Europäische Union sich weiter weigert, die Revolutionsgarde auf die Terrorliste zu setzen. ... Die EU erweist sich als taub und blind für die Gefahr.“
Der israelische Nero
Der Angriff in Damaskus ist nur das neueste Ablenkungsmanöver von Netanjahu, meint Večernji list:
„Viele Analytiker sind sich einig, dass Benjamin Netanjahu alles tut, um den Nahen Osten zu entzünden, da er sowohl im Inland, wo am Wochenende mehr als hunderttausend Israelis auf die Straße gingen, um seinen Rücktritt zu fordern, als auch im Ausland unter großem Druck steht. Netanjahu hat schon die uneingeschränkte Unterstützung der Partner Israels verloren, die von ihm verlangen, das Blutvergießen im Gazastreifen zu stoppen. Doch weiß Netanjahu, dass er sicher hinter Gittern landen würde, sollte es zum Ende des Krieges kommen, denn die israelischen Gerichte warten darauf, das Verfahren gegen ihn wegen Korruption wieder aufzunehmen. ... Viele Israelis bezeichnen Netanjahu als 'israelischen Nero', als Anspielung auf den Kaiser, der Rom anzündete.“
Netanjahu lässt sich nicht lenken
Israels Premier wird für die USA zunehmend zum Problemfall, so The Times:
„Netanjahu hat Washington nun gezeigt, dass er sich nicht reinreden lässt und jeden Feind angreifen wird, den er als Bedrohung wahrnimmt. Kaum einer in Washington wird mit der Wahl des Ziels nicht einverstanden sein. Zahedi war der ranghöchste iranische Anführer des bewaffneten Flügels der Revolutionsgarde nach General Qassim Soleimani, der 2020 durch einen US-Drohnenangriff im Irak getötet wurde ... Ein Angriff auf eine diplomatische Vertretung im Ausland ist dennoch ein Risiko für Israel. Zumindest ein Teil der arabischen Welt wird der iranischen Behauptung glauben schenken, dass dieser von Washington geplant und genehmigt wurde. Die Glaubwürdigkeit der USA nimmt so weiter Schaden.“