Nobelpreis für Wohlstandsforscher

Für ihre Arbeiten über das Wohlstandsgefälle zwischen den Nationen erhalten Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson den Wirtschaftsnobelpreis. Zentraler Punkt ihrer Forschungen ist der Zusammenhang zwischen der Funktionsweise staatlicher Institutionen und dem Wohlstand der Gesellschaften. So denkt Europas Presse darüber.

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taz, die tageszeitung (DE) /

Andere haben noch weiter gedacht

Es gibt Wissenschaftler, die den Preis mehr verdient hätten, findet die taz:

„Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James Robinson haben sich mit der Frage befasst, warum viele Länder arm bleiben, obwohl sie sich entwickeln könnten. Die Antwort: Diese Staaten werden von einer kleinen Elite ausgeplündert, wie das etwa in Lateinamerika zu beobachten ist. Aber auch dieser 'institutionelle' Ansatz hat Schwächen: ... Die Rolle von hohen Löhnen, Gewerkschaften oder einer gerechten Steuerpolitik kommt nicht vertieft vor. Diese Lücke wurde von anderen Ökonomen geschlossen – vor allem von den beiden Franzosen Emmanuel Saez und Gabriel Zucman. Dieses Modell hätte den Nobelpreis für Ökonomie tatsächlich verdient.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Anhänger von Autokratien sollten hinhören

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hebt hervor:

„Eine empirisch getestete Kernthese der Ökonomen lautet, dass Demokratien auf lange Sicht Autokratien wirtschaftlich überlegen sind, weil ein Rechtsstaat einen überlegenen Rahmen für Unternehmer und Verbraucher schafft im Vergleich zu einer jeweiligen Launen der Machthaber ausgelieferten Autokratie. Diese Erkenntnis kann gerade in dieser Zeit für viele Menschen nützlich sein, die mit der Demokratie hadern und sich wünschen, von starken Männern (oder Frauen) den Weg in die Zukunft gewiesen zu bekommen. Der wirtschaftliche Aufstieg der Volksrepublik China widerspricht nicht der Kernthese der Preisträger. Autokratische Regime können Industrialisierung nachholen und kopieren, aber bis heute finden Innovationen eher in Demokratien als in Autokratien statt.“

Expressen (SE) /

Wird China stagnieren?

Expressen interessiert die Prognose für China:

„Die Preisträger unterscheiden zwischen inklusiven und extraktiven Institutionen in früheren Kolonien. Dort, wo die inklusiven Institutionen dominieren, fördert man Kreativität und Freude an der Arbeit. Wo die extraktiven vorherrschen, haben stattdessen einheimische Eliten die Rolle der Kolonialherren übernommen und hegen kein sonderliches Interesse an Veränderungen. Acemoğlu und Robinson haben ihre Schlussfolgerungen im 2012 erschienenen Bestseller Why Nations Fail dargelegt. Dort sagen sie kühn Chinas kommende Stagnation voraus – mangelnde Teilhabe werde nach und nach den Erfindergeist ersticken. Möglicherweise ist Xi Jinping gerade dabei, ihnen recht zu geben.“