Ukraine-Krieg: Führt Trump Gespräche mit Putin?
US-Präsident Donald Trump hat in einem Interview erklärt, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Beendigung des Ukraine-Krieges gesprochen zu haben. Unklar blieb der Zeitpunkt des möglichen Telefonats. Der Kreml wollte das Gespräch weder bestätigen noch dementieren. Kommentatoren beleuchten Hintergründe und äußern sowohl Skepsis als auch vorsichtige Hoffnung.
Kyjiw nicht übergehen
La Stampa ist empört über mögliche Direktgespräche zwischen Trump und Putin:
„Es wäre ein Schritt in Richtung des von Putin so oft erhofften Szenarios eines 'neuen Jalta', in dem die Präsidenten der USA und Russlands sich die Welt 'unter Gleichen' teilen. ... Dies würde vor allem bedeuten, 'über die Ukraine ohne die Ukraine zu sprechen' und damit eine Bedingung zu verletzen, die Kyjiw gleich zu Beginn der Invasion vor drei Jahren gestellt hatte und die bisher von allen westlichen Partnern eingehalten wurde. Die Vorstellung, Putin und Trump könnten eine 'Vereinbarung' treffen, ohne die direkt Beteiligten zu konsultieren, würde dazu führen, dass diese null und nichtig wäre. Es ist nicht möglich, die Ukrainer zu zwingen, ihre Souveränität an Moskau abzugeben, so wie man die Europäer nicht zwingen kann, militärisch bei einer Lösung mitzumachen, die sie nicht ausgehandelt haben.“
Kollektive Sicherheit statt Nato-Dominanz
Der US-Historiker Vladimir Brovkin zeigt in der kremltreuen Iswestija volles Verständnis dafür, dass das kriegführende Russland bei einer neuen Friedensordnung starke Zugeständnisse beansprucht:
„Was Russland braucht, ist nicht ein eingefrorener Konflikt, nicht einfach nur eine Einstellung der Feindseligkeiten, sondern ein echter Frieden, der auf einer internationalen Konferenz, die Jalta-2 heißen könnte, geschlossen werden könnte. ... Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, muss diese Konferenz die neuen Realitäten in Europa und in der Welt anerkennen. ... Vor allem aber sollte das System der internationalen Sicherheit nicht auf einer Nato-Erweiterung beruhen, sondern eher auf einem System der kollektiven Sicherheit. Wenn diese Aufgaben verwirklicht werden, werden sie zu wahrhaft historischen Errungenschaften, die Frieden und Wohlstand für das gesamte 21. Jh. garantieren. “
Putin spielt auf Zeit
Der Politologe Maksym Neswitajlow analysiert in Espreso:
„Es steht außer Frage, dass Putin Zeit schinden will. Er spielt sein typisches Spiel: Er hat vor, jede Entscheidung hinauszuzögern, 'Friedensinitiativen' vorzutäuschen, zu bestechen, wen auch immer es nötig ist, und am liebsten eine neue Kräfteverteilung abzuwarten. Aber er hat ein Problem – nämlich Trump. Dieser Kerl hat einfach keine Geduld für lange Spielchen. Er braucht ein schnelles und grandioses Ergebnis. Und er scheint auch fest an sein eigenes Verhandlungsgeschick zu glauben. Er sieht, dass die Ukraine Verhandlungsbereitschaft an den Tag legt, und er wird früher oder später begreifen, dass das Problem bei den Russen liegt. Die entscheidende Frage ist, wie lange er dafür brauchen wird.“
Moskau will nicht verhandeln
Putin setzt in Wirklichkeit auf Desinformation, meint news.bg:
„Trump hat Putin in eine unbequeme Situation versetzt, denn Putin will gar nicht verhandeln, sondern nur die Anerkennung der bereits militärisch eroberten Gebiete durchsetzen. Die Rede von Verhandlungen ist lediglich ein Teil der Desinformationskampagne des Kremls. Nun, da Trump aktiv über Verhandlungen spricht, sucht Putin aktiv nach Möglichkeiten, diese zu vermeiden und benutzt das Thema als Fake News, um der Ukraine die Schuld in die Schuhe zu schieben, dass Verhandlungen nicht stattfinden können.“