US-Zölle auf Metall: Wie soll Europa reagieren?

US-Präsident Donald Trump hat zum 4. März Zölle von 25 Prozent auf alle Einfuhren von Stahl und Aluminium verhängt. Damit ist erstmals auch Europa von Trumps neuer Zollpolitik betroffen – einerseits als Exporteur, andererseits durch das zu erwartende Umschwenken der Produktion von Drittländern auf den europäischen Markt. Die Medien erörtern Folgen und mögliche Gegenmaßnahmen.

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Latvijas Avīze (LV) /

China und Russland kämen wieder zum Zuge

Latvijas Avīze plädiert für eine sanfte Reaktion – und zwangsläufig die Suche nach alternativen Handelspartnern:

„Die beste Antwort wäre so moderat wie möglich – zum Beispiel die Einführung höherer Steuern für Repräsentanzen US-amerikanischer Unternehmen in der Europäischen Union. Und beispielsweise festzulegen, dass die Absatzchancen von Tesla-Autos in der EU unmittelbar mit der Zahlung dieser Steuern verknüpft sind. Dies wird den Idealen des Green Deal zwar ein wenig schaden, der wird aber ohnehin in Richtung Realismus überarbeitet werden müssen – auf offizieller Ebene wird bereits darüber gesprochen. ... Die zweite Folge des Zollkriegs wird sein, dass die EU gezwungen sein wird, Handelsbeziehungen mit anderen, berechenbareren Partnern aufzubauen – etwa mit China und leider auch mit Russland.“

Der Standard (AT) /

IT-Riesen sind Achillesferse der USA

Der Standard verweist darauf, dass die EU bei einem Handelskrieg den Tech-Unternehmen von der anderen Seite des Atlantiks durchaus die Geschäfte verderben könnte:

„US-Unternehmen haben in Europa viel zu verlieren. Die Achillesferse der USA sind die Geschäfte der IT-Riesen: Für Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Microsoft und Co ist der europäische Markt hinter den USA der wichtigste auf der Welt, nicht zuletzt, weil andere große Wirtschaftsräume wie China auf eigene Plattformen setzen. Allein Amazon erwirtschaftet über seine Tochter in Luxemburg mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr, Google macht mehr als 20 Prozent seiner Umsätze in Europa.“

Magyar Nemzet (HU) /

Man wird miteinander ins Geschäft kommen

Trumps Zolldrohungen gegen die EU sind vorerst kein Grund zur Sorge, meint Magyar Nemzet:

„Es wäre sinnlos, die Europäische Union in der Frage der Zölle jetzt schon zu begraben. Denn in vielen Fällen umfassen die europäischen Exporte in die USA strategisch wichtige Produkte. ... Gleichzeitig sollte nicht vergessen werden, dass die EU in großer Menge Energie aus den USA importiert und bereit ist, zusätzliche amerikanische Waffen und militärische Güter aus den USA zu erwerben. Angesichts der Tatsache, dass Donald Trump sich selbst als Geschäftsmann identifiziert, ist es wahrscheinlich sein ultimatives Ziel, einen vorteilhaften Deal zu schließen, wozu er die Zölle als Waffe nutzt.“

eldiario.es (ES) /

Auch ein Handelskrieg ist ein Krieg

Eldiario.es erwartet handfeste Konfrontationen:

„Nennen Sie es, wie Sie wollen: Kalter Krieg, elektronischer Krieg, Kulturkrieg oder wie jetzt, Handelskrieg. Es bleibt Krieg. ... Bei Trump ist das eindeutig, weil er Zölle als Waffe einsetzt, um Gegenleistungen zu erwirken, die nichts mit Handel zu tun haben. ... Bis ihm die Munition ausgeht oder der Rest der Welt die Angst vor ihm verliert. Dann wird er den Handelskrieg beenden und auf das US-Militär zurückgreifen. ... Sollen wir uns auf Europas Seite stellen? Vermutlich, aber mit wenig Begeisterung: Die EU setzt auf Freihandel, neoliberale Globalisierung, Grenzen für Menschen, aber nicht für Kapital und Waren sowie die Auslagerung von Industrie wegen billiger Arbeitskräfte.“