Ukraine: Was wird in Saudi-Arabien verhandelt?

In Saudi-Arabien finden Gespräche darüber statt, wie Russlands Krieg gegen die Ukraine enden könnte. Zunächst trafen sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Außenminister Marco Rubio jeweils einzeln mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Am Dienstag verhandeln Regierungsvertreter der USA und der Ukraine direkt miteinander. Europas Presse schaut insbesondere auf den engen Spielraum, den Washington Kyjiw zugesteht.

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Correio da Manhã (PT) /

Selenskyj unter Druck

Die militärische Lage an der Front lässt der Ukraine kaum Optionen, schreibt Correio da Manhã:

„Der Widerstand hängt an einem seidenen Faden. ... Ohne die militärische Unterstützung der USA, die auch den Zugang zu Satellitenbildern und geheimen Informationen abgeschnitten haben, durchlebt die Ukraine eine der schwierigsten Zeiten seit Beginn des Krieges. ... Das ist das Rezept, das Trump gefunden hat, um Selenskyj zu Friedensverhandlungen zu zwingen – ihm den Rücken zuzukehren – selbst wenn das bedeutet, Territorium zu verlieren. Trotz mehrfacher Hilfszusagen steht Europa hilflos da und es scheint immer klarer, dass der Krieg enden wird, wann und wie die Amerikaner es wollen.“

Avvenire (IT) /

Kyjiw schlägt einen Kompromiss vor

An der Bereitschaft der Ukraine ist nicht zu zweifeln, merkt Avvenire an:

„Inoffiziellen Berichten zufolge ist die ukrainische Delegation bereit, eine teilweise Waffenruhe vorzuschlagen, die sich auf das Schwarze Meer und Angriffe mit Langstreckenraketen erstreckt, sowie die Freilassung von Gefangenen. Es wird erwartet, dass Russland das Gleiche tun wird, aber derzeit gibt es keine definitiven Signale aus Moskau.“

Der Tagesspiegel (DE) /

Das Drama nimmt seinen Lauf

Selenskyj ist in einer Lage, die ihm nur die Wahl zwischen falsch und verkehrt lässt, stellt der Tagesspiegel fest:

„Variante eins: Es kommt zu keiner Vereinbarung. Dann geht der Krieg weiter, bloß ohne Unterstützung durch die USA. Ohne amerikanische Aufklärungssysteme und moderne Verteidigungswaffen aber wäre die Ukraine auf dem Gefechtsfeld fast blind und substanziell geschwächt. ... Variante zwei: Es kommt zu einer Vereinbarung. Damit aber würde, daran lässt Putin keinen Zweifel, die russische Besatzung der Krim und der Ostukraine festgeschrieben, eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine wäre ausgeschlossen. ... So nimmt das leidvolle Drama in Saudi-Arabien seinen Lauf.“

Pravda (SK) /

US-Bürger wollen kein Geld mehr geben

Pravda rät, ohne Illusionen an die Verhandlungen heranzugehen:

„Obwohl die Rhetorik des Chefs des Weißen Hauses, seine Einschüchterungen und Drohungen inakzeptabel sind, ist er immer noch der amerikanische Präsident und wir sollten ihn respektieren. Trump wurde von den US-Bürgern zum Präsidenten gewählt, er hat sich nicht selbst in das Amt delegiert. Und ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung will nicht weiter Geld in den Krieg in der Ukraine stecken, weil er ihnen nichts bringt, weil sie nicht das 'Licht am Ende des Tunnels' sehen. Viele wissen nicht einmal wirklich, wo die Ukraine liegt.“

LRT (LT) /

Ein Alleingang mit Folgen

Trumps Rücksichtslosigkeit im Umgang mit langjährigen Partnern wird die USA auf Dauer schwächen, meint LRT:

„Trump mag zwar der Meinung sein, dass Verbündete weder nötig noch nützlich sind. Doch wenn ein über Jahrzehnte aufgebauter Freundeskreis im Handumdrehen zerstreut wird, wird die Macht der USA in der Welt schwinden. Am meisten freuen würden sich darüber ausgerechnet China und Russland – ihr strategisches Ziel war es über viele Jahre hinweg, die transatlantische Verbindung zu zerstören. Nun beginnt sie zu bröckeln, während Peking und Moskau das Geschehen von der Seitenlinie beobachten und abwarten.“