Trump droht der Türkei
Der geplante Rückzug der US-Truppen aus Syrien hat zu Verwerfungen zwischen Washington und Ankara geführt. US-Präsident Trump drohte den Türken per Twitter, sie "wirtschaftlich zu zerstören", sollten sie nach dem US-Abzug kurdische Truppen in Nordsyrien angreifen. Kommentatoren erörtern, wie fragil die Beziehung zwischen den beiden Nato-Partnern ist.
Regeln unter Alliierten werden verletzt
Dass ein Nato-Staat einem anderen droht, ist für Adevărul ein Tabubruch:
„Das Signal aus den USA ist, dass Trump dem türkischen Verbündeten eine Wirtschaftsdrosselung verpassen kann, um die Kurden zu verteidigen. Damit bricht er mit allen geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen der Militärallianz, die zum Ziel haben, Konflikte zwischen den Bündnispartnern zu vermeiden. Diese sind äußerst wichtig und über Jahrzehnte tiefgründig ausgearbeitet worden, um damit zu garantieren, dass das Bündnis nicht nur in guten Zeiten funktioniert, sondern auch im Fall von Unstimmigkeiten. ... Die Botschaft von Trump besagt anscheinend, dass alles geändert werden kann? Ja, meinen die Türken, indem sie konstatieren, dass der amerikanische Präsident einen 'fatalen Fehler' begangen hat.“
Tweet wurde Ankara schon einmal zum Verhängnis
Dass Trumps Außenpolitik für Ankara nicht nur ärgerlich, sondern tatsächlich auch gefährlich ist, glaubt die Süddeutsche Zeitung:
„Schon einmal, als beide Länder um die Freilassung eines Priesters stritten, löste ein Tweet des US-Präsidenten in der Türkei eine Währungskrise aus. Auch diesmal gab die Lira gleich nach, als Trump per Twitter mit der 'wirtschaftlichen Zerstörung' der Türkei drohte. Erdoğan hat Panzer an die syrische Grenze entsandt, um Stärke zu demonstrieren. Ökonomisch aber ist sein Land zutiefst verwundbar.“
Friedensprozess mit Kurden wiederbeleben
Eine Aussöhnung mit der PKK im eigenen Land und den YPG-Milizen in Syrien würde den geostrategischen Interessen der Türkei am meisten dienen, meint The Guardian:
„Ankaras langfristiges Ziel in der Kurdenfrage in Syrien sollte darin bestehen, zum Friedensprozess aus dem Jahr 2014 zurückzukehren, der den türkischen Konflikt mit der PKK beenden sollte. Dieser Prozess könnte wiederbelebt werden und eine dauerhafte Lösung bieten. ... Die Türkei ist nicht in der Lage, die YPG in Ostsyrien niederzuhalten. Sie hat jahrzehntelang versucht, die PKK innerhalb und außerhalb der eigenen Grenzen zu besiegen - und ist damit gescheitert. ... Ein Kompromiss ist nicht außer Reichweite. Die USA, die Türkei und die YPG wären allesamt Verlierer, wenn Syriens Präsident Assad und seine Unterstützer in Ostsyrien die Oberhand gewinnen.“