Europa vereint als Chinas neuer Partner?
Zum Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Dienstag auch Angela Merkel und Jean-Claude Juncker eingeladen. Xi warb in Paris unter anderem für Pekings Projekt der Neuen Seidenstraße. Einige Kommentatoren bewerten das Treffen als durchaus positiv für Europa. Andere beschäftigen sich mit dem, was auf dem Treffen nicht zur Sprache kam.
Macron denkt wirklich europäisch
Damit Peking nicht, wie so oft, die Europäer gegeneinander ausspielt, hat Macron Merkel und Juncker ebenfalls nach Paris eingeladen, freut sich Le Monde:
„Die Anwesenheit von Merkel und Juncker hat dem Besuch von Herrn Xi eine historische Dimension verliehen. Das muss man Präsident Macron zugutehalten, denn es war seine Initiative. Indem er das Treffen, das ursprünglich als einfache bilaterale Zusammenkunft zwischen Frankreich und China geplant war, auf die beiden wichtigsten europäischen Partner ausgeweitet hat, hat Macron bewiesen, dass er es mit seiner europäischen Vorgehensweise ernst meint. Er hat der neuen Strategie Brüssels gegenüber China Gestalt verliehen.“
Peking will es geschickter anstellen
China verfolgt einen langfristigen Plan, analysiert Cristian Unteanu auf seinem Blog bei Adevărul:
„Bei ihrem Projekt der Neuen Seidenstraße versuchen die Chinesen, in den Regionen, die sie sich nun erschließen wollen, möglichst viele Fehler ihrer Vorgänger zu vermeiden. Sie wollen nicht den Misserfolg der Amerikaner wiederholen, die versuchten, den anderen das Modell der 'Coca-Cola-Zivilisation' aufzudrücken. Sie wollen auch nicht dem Beispiel 'divide et impera' der europäischen Kolonialmächte - vor allem der britischen - folgen. ... Die Chinesen setzen auch nicht auf eine extrem missliche Beziehung, wie die zwischen EU und Russland, die zu einem Neustart des Kalten Krieges führte. Sie wollen, wie sie sagen, eine für beide Seiten nützliche Öffnung der Märkte. Das soll offensichtlich das Vorspiel sein für die großen Verhandlungen des Jahrtausends: die eines Freihandelsabkommens EU-China.“
Bloß nicht die Geschäfte vermiesen
Wieder einmal hatte Xi Jinping Angebote für lukrative Geschäfte im Gepäck und so waren die Menschenrechte auch bei diesem Treffen kein Thema, bemängelt Népszava:
„Bei Xi Jinpings Frankreich-Besuch wurden Schätzungen zufolge Geschäfte im Umfang von ungefähr 40 Milliarden Euro besiegelt. Airbus verkauft beispielsweise 300 Flugzeuge nach China. In so einem Moment treten Sorgen um die Menschenrechte in den Hintergrund. Nicht ein einziger europäischer Anführer hielt es für nötig, das Thema der Uiguren zu erwähnen, einer muslimischen Minderheit, die in Umerziehungslagern eingesperrt wird. Und auch Meng Hongweis Ehefrau bat umsonst um Hilfe. Ihr Mann, der frühere Direktor von Interpol, ist spurlos verschwunden, nachdem er vor Monaten wegen Korruptionsvorwürfen in China festgenommen wurde.“