Corona: IWF rechnet mit Jahrhundert-Rezession
Der Internationale Währungsfonds rechnet wegen der Corona-Pandemie mit der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. In der Eurozone werde die Wirtschaftsleistung um 7,5 Prozentpunkte schrumpfen, global um etwa drei. Europas Presse reagiert ernüchtert und diskutiert mögliche Folgen.
Eine neue Große Depression
Die IWF-Prognose kommt wie eine kalte Dusche, kommentiert Wirtschaftsjournalist Francesco Guerrera in La Stampa:
„Just an dem Tag, an dem fast alle - Politiker, Investoren, Bürger - über die Welt nach der Coronavirus-Quarantäne nachdenken wollten, kamen Ökonomen, um die ersten Hoffnungsschimmer im Keim zu ersticken. ... Wer in die Kristallkugel des Welt-Bruttoinlandsprodukts schaut, sieht eine Parallele zur Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre. Dies machte Gita Gopinath deutlich, die Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds, die von der aktuellen Rezession als der schlimmsten wirtschaftlichen Kontraktion seit dem Crash von 1929 spricht. ... Ja schlimmer noch, denn im Zeitalter der Globalisierung wird dieser wirtschaftliche Abschwung kein Land verschonen.“
EU muss noch viel mehr unternehmen
Bei so einer Prognose kann das bisherige EU-Hilfspaket nur ein Anfang sein, betont Naftemporiki:
„Die Analyse des IWF ist beeindruckend, denn die vorhergesagte Leistung ist auf Kriegszeit-Niveau. ... Die EU-Finanzminister haben am 9. April eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, was positiv ist, da die Kredite in Höhe von 540 Milliarden Euro schutzbedürftigen Mitgliedstaaten helfen können, notwendige Schritte zur Erhaltung von Arbeitsplätzen und Medien zu unternehmen. ... Damit wird auch eine Botschaft an die Märkte gesendet, dass die Europäer zusammenarbeiten, um die Krise zu stoppen. Es ist jedoch klar, dass andere Schritte unternommen werden müssen, noch wichtigere Schritte, nicht nur aus Gründen der Solidarität, sondern weil es im gemeinsamen Interesse liegt. Deutschland kann die Krise auf nationaler Ebene bewältigen, aber wenn Italien zusammenbricht, wird Berlin auf Sand gebaut haben.“
Heftige Verteilungskämpfe drohen
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden es erschweren, politische Entscheidungen im Interesse der Allgemeinheit zu treffen, fürchtet Daniel Finkelstein, Tory-Mitglied im House of Lords, in The Times:
„Es mag ein größeres Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit geben, aber die dafür nötigen Mittel werden dramatisch geschrumpft sein. Wie bei allen ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen Rückschlägen wird es einen politischen Kampf um Ressourcen geben. Ein solcher äußert sich normalerweise in verschärften Gegnerschaften und weniger gegenseitigem Vertrauen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der es großen politischer Druck geben wird, uns gegen zukünftige Pandemien und andere Schocks abzusichern, wird es viel weniger Geld geben, um dies zu tun. Und die Leute werden sich fragen, ob andere das Geld versteckt, verschwendet oder für sich selbst verwendet haben.“
Keine schnelle Erholung in Sicht
Es wird lange dauern, bis die Wirtschaft sich von dieser Krise wieder erholt, befürchtet De Tijd:
„Die harten Zahlen deuten auf die Verwüstung hin, die die Corona-Krise bei den Unternehmen anrichtet. Einige werden unvermeidlich in den Konkurs getrieben, viele andere werden notgedrungen umstrukturieren müssen, um zu überleben. Nein, das ist keine kleine Grippe, von der die Wirtschaft sich schnell erholen wird. Belgien hat zum Glück ein gutes System von Arbeitslosenversicherungen. ... Aber das ist teuer für den Staat. Daher muss es eine Priorität für die Periode nach der Krise sein, den Arbeitslosen so schnell wie möglich wieder einen Job zu verschaffen.“