Pressefreiheit unter Beschuss
In der Slowakei wurde Ján Kuciak ermordet, im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul sein Kollege Jamal Khashoggi. In der Türkei sitzen viele Journalisten in Haft, in Ungarn werden kritische Medien gegängelt und nicht nur Trump, sondern auch Politiker europäischer Länder hetzen gegen die schreibende Zunft. 2018 war kein gutes Jahr für die Pressefreiheit - da sind sich Kommentatoren einig.
Ein Grundpfeiler der Demokratie schwankt
Das zu Ende gehende Jahr war ein dunkles Jahr für die Pressefreiheit, resümiert El País:
„Totalitäre Regime, Drogenhandel, Korruption und extrem repressive Regierungschefs stehen in offener Feindschaft gegenüber dem unabhängigen Journalismus, der in diesem Jahr besonders stark gelitten hat. 2018 wurden mehr Journalisten getötet, eingesperrt und entführt als in den Jahren zuvor. Die Verstöße gegen die Pressefreiheit nahmen deutlich zu. ... Man darf nicht vergessen, dass der unabhängige Journalismus ein Grundpfeiler der Rechtsstaatlichkeit ist. Wer die Grundlagen der Informationsfreiheit in Frage stellt, schwächt die Demokratie an sich.“
Journalisten leben immer gefährlicher
Ähnlich sieht es Alexandra Borchardt vom Thinktank Reuters Institut für Journalismus-Studien in Krytyka Polityczna:
„Als der in den USA lebende saudische Journalist, Jamal Khashoggi, brutal ermordet wurde, richteten sich alle Augen auf den saudischen Prinzen Mohammed bin Salman. Er wird nach wie vor verdächtigt, den Mord angeordnet zu haben. Der Fall zeigt, mit welchem Risiko das Arbeiten im Bereich des informativen Journalismus verbunden ist. Wenn wir die Statistiken für das Jahr 2018 betrachten, sehen wir zwölf der gefährlichsten Monate in der Geschichte dieses Berufs. ... Nutzer sollten lernen, worum es im Journalismus geht, wie Journalisten ihre Arbeit verrichten und warum professionelle Medien Bestandteil einer gesunden Demokratie sind.“
Arbeiten, so lange wir noch können
Daran, wie ihr Orbáns Wahlsieg im April das Lächeln im Gesicht gefrieren ließ, erinnert sich Journalistin Judith N. Kósa in Népszava:
„Dass die Regierung nach diesen acht Jahren wieder eine Zweidrittelmehrheit bekommt, darauf wäre wirklich niemand gekommen. ... Als die Tageszeitung Magyar Nemzet geschlossen wurde, drehte sich mir der Magen um. Habe ich dort doch vor nahezu 30 Jahren gelernt, zu schreiben. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich noch heute die abgewohnten Redaktionsräume vor mir und rieche den Zigarettenrauch. ... Dabei sollte mich nach der Einstellung von Népszabadság vor zwei Jahren eigentlich nichts mehr wundern. Wir müssen arbeiten, solange wir noch können. Denn unsere Zeitung existiert noch, die haben sie uns noch nicht genommen.“