Was tun gegen die Dürre?
Europaweit klagen Landwirte in diesem Sommer über Dürre: In Rumänien vertrocknen Sonnenblumen und Mais auf den Feldern. In Italiens Po-Ebene wird die Reisernte abgeschrieben. In fast allen der 96 französischen Departements gibt es bereits Einschränkungen beim Trinkwasserverbrauch. Europas Medien machen Vorschläge zum Umgang mit dem Wassermangel.
Auf allen Ebenen aktiv werden
Frankreich braucht dringend einen nationalen Plan für Wassermanagement, fordert Philippe Rio, Präsident der Wasserwerke im südlichen Pariser Großraum in Libération:
„Die Wasserpolitik steht vor immer größeren Herausforderungen, ihre Instrumente sind allerdings unterfinanziert und von immer weniger Personal wird immer mehr abverlangt. ... Der Staat muss dringend mehr Geld in Projekte rund um die großen Wassereinzugsgebiete stecken, und sei es nur in Bezug auf die Frage der Wasserspeicherung. ... Was den kleinen Wasserkreislauf angeht, sollten wir mit einem Programm gegen Lecks in Wasserleitungen vorgehen, denn das verlorengegangene Wasser macht derzeit ein Fünftel unseres Verbrauchs aus. ... Außerdem braucht es Kampagnen für einen sparsamen Umgang mit Wasser in den Haushalten.“
Regenwasser sammeln
Aus der akuten Dürre müssen auch Städte ihre Konsequenzen ziehen, fordert die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Weniger asphaltieren, mehr bepflanzen ist ein logischer Ansatz. Zudem gibt es technische Lösungen, angefangen bei verbuddelten Regenwassertanks bis zu innovativen Dachkonstruktionen. Berlin leistet sich zum Beispiel eine Regenwasseragentur, die ein Verfahren entwickelt hat, um Flachdächer zu Schwämmen zu machen. Unter einer begrünten Dachfläche liegt ein Gestell, das Getränkekisten ähnelt und dessen Hohlräume sich bei Regen mit Wasser füllen, bevor überschüssiges in die Rinne fließt. ... Vorratshaltung war früher oft eine Selbstverständlichkeit, genau wie sparsam mit wertvollen Ressourcen umzugehen. Regenwasser, so viel ist spätestens jetzt klar, muss dazugehören.“
Mit Investitionen gegen die Trockenheit
Für den Agrarökonom und ehemaligen Staatssekretär György Raskó müssen die Bewässerungssysteme modernisiert werden, wie er in Index schreibt:
„Werden uns Dürre und Klimawandel zum Verhängnis? Ich sage ausdrücklich: Nein. Unsere Aufgabe liegt darin, uns anzupassen. Wir sollten die bereits vorhandenen Bewässerungsanlagen sanieren, die Entwässerungskanäle in [der Großen Ungarischen Tiefebene] Alföld reinigen und ganzjährig mit Wasser füllen, und die Bauern fördern, damit sie selbst in die Bewässerung investieren können. Es könnte sich lohnen, aus nationalen Etats mehrere tausend Milliarden [Forint] für diesen Zweck zu investieren.“
Die Bauern sind verzweifelt
Die Untätigkeit der Politik gegen die Dürre hat in der Slowakei immer schlimmere Folgen, warnt Pravda:
„Wer durch die Slowakei reist, sieht nur vereinzelt bewässerte Felder. Die Bewässerung funktioniert nicht nur nicht, weil es nicht genug Wasser gibt, sondern weil Rohre und Pumpstationen ihr Lebensende erreicht haben. ... Die Situation in einigen Regionen ist verzweifelt, es wird an Futter für den Winter mangeln. Die Befürchtungen, dass bis Ende des Jahres zehntausend Kühe in der Slowakei geschlachtet werden müssen, sind nicht einfach so daher gesagt. Die Regierung ist jedoch damit beschäftigt, sich selbst zu retten, und interessiert sich nicht für die Verwaltung des Landes, das sich in einer Dürreschleife befindet. “
Schluss mit der Verschwendung!
El Mundo fordert einen nationalen Wasserplan:
„Die Wasserreserve in unserem Land ist auf unter 40 Prozent gesunken, das ist der niedrigste Wert seit 27 Jahren. ... Dies ist ein Problem, das sich in Zukunft als eine der Folgen des Klimawandels noch verschärfen wird. Und es erfordert sowohl die Entwicklung von Strategien durch die Behörden als auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die Kultur der Wasserverschwendung muss durch eine Kultur des vernünftigen und verantwortungsvollen Umgangs mit Wasser ersetzt werden. Maßnahmen wie die Umstellung auf Pflanzen mit geringerem Wasserbedarf sind unerlässlich. Aber auch ein nationaler Wasserplan, der offensichtlich fehlt.“
Offenbar muss es wehtun
Aufrufe, Wasser zu sparen, reichen nicht mehr aus, mahnt De Morgen:
„Nicht nur Putin, sondern auch das extreme Wetter bürden uns direkt extreme Nahrungsmittel- und Energiepreise auf. … Die Frage ist immer wieder, ob es genug wehtut, um zu tun, was nötig ist: tatkräftige politische internationale Zusammenarbeit, bei der sofort fundamentale Eingriffe gemacht werden, um diese Bedrohung so stark wie möglich einzudämmen. Wie in einem Krieg. Finanziell ist das möglich: Studien zufolge reichen etwa zwei bis drei Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes an Investitionen aus.“
Nicht nur kosmetische Veränderungen, bitte!
Das Wirtschaftsmagazin Alternatives économiques macht konkrete Vorschläge, wie der Landbau nicht nur an den Klimawandel angepasst werden kann, sondern diesen auch bremsen könnte:
„Die Anpflanzung von Bäumen und Hecken schützt die Kulturen vor Hitze sowie die Böden vor Erosion und erleichtert das Einsickern von Regen. Diversifizierung und Wechsel von Kulturen schwächen den Effekt von Klimaschwankungen ab und verbessern die Bodenqualität. Gleiches gilt für die Verringerung des Pflügens (oder gar der Verzicht darauf), die verbreitete Nutzung von Zwischenfrüchten, den Einsatz von Gründüngern und lokalem Saatgut, das Auffangen von Regenwasser. Die Kombination gewisser Pflanzen verdrängt Schädlinge, deren Anzahl zu steigen droht.“
Die Industrie hat versagt
Schuld am Wassermangel in Großbritannien ist das schlechte Management der privatisierten Wasserbetriebe, meint The Times:
„Die gegenwärtige Dürre verdeutlicht, dass es die Industrie versäumt hat, angemessene Investitionen zu tätigen. .... Ein Fünftel des britischen Wasservorrats geht durch Lecks verloren - ein schockierender Anklagepunkt, der das Versagen der Branche unterstreicht, ihr Netz in Schuss zu halten. Gleichzeitig wurde in den letzten 30 Jahren kein Stausee gebaut und das trotz des steigenden Bedarfs einer wachsenden Bevölkerung und sich ändernder Niederschlagsmuster aufgrund des Klimawandels. Letzte Woche wurde bekannt, dass eine Entsalzungsanlage, die von Thames Water für Notzeiten wie diese gebaut wurde, momentan wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb ist.“
Alte Leitungen endlich sanieren
Rumänien hat keine andere Wahl als in die Bewässerung der Landwirtschaft zu investieren, meint Krónika:
„Rumänien hätte im vergangenen Jahrzehnt genügend Zeit für die Sanierung der vor 40 bis 50 Jahren gebauten Bewässerungssysteme gehabt. ... Falls die Regierung nun rechtzeitig aufwacht und aus allen möglichen Quellen Geld beschafft für Bewässerungsysteme, kann es noch eine Chance auf Rettung des Agrarsektors geben. ... Andernfalls wird der Anteil des Lebensmittelimports weiter steigen, der bereits 40 bis 50 Prozent ausmacht. Dies wird die sowieso schon teuren Grundnahrungsmittel noch unbezahlbarer machen.“
Wasserkrieg dringend vermeiden
Europa muss die drohende Wüstenbildung endlich als reale Gefahr ansehen, appelliert Le Soir:
„Das spanische Wassermanagementsystem [mit Stauseen] galt lange Zeit als vorbildlich. ... Doch ohne Regen stößt diese Strategie nun an ihre Grenzen. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Kampf gegen Trockenheit nicht improvisiert werden kann. Alles ist miteinander verbunden: Die Gesundheit der Erde und ihres Klimas ist auch die Garantie dafür, die drohende Wüstenbildung zurückzudrängen. Der Krieg ums Wasser - denn so nennt man die Konflikte vielerorts auf der Welt, bei denen es um die Kontrolle des blauen Golds geht - ist keine Unabwendbarkeit. Aber eine sehr reale Bedrohung, die es schnellstmöglich zu bannen gilt.“