Israel bereitet sich auf Vergeltungsschlag vor
Die USA haben an Israel und den Iran appelliert, den Konflikt nicht weiter zu eskalieren. Gleichzeitig verlegten sie weitere Kampfjets in den Nahen Osten, um den Schutz Israels zu erhöhen. Medien spekulieren weiter darum, wie die angekündigte Antwort des Iran auf die Tötung von Hamas-Chef Hanija ausfallen wird.
Das Schlimmste wird wahrscheinlich
Die Menschen in der Region machen sich auf das Schlimmste gefasst, beobachtet Les Echos:
„Wie sehr kann der Iran gemeinsam mit seinen Verbündeten in Israel eindringen? ... Können gemeinsame Angriffe auf den jüdischen Staat dessen außergewöhnliche Verteidigungsfähigkeit überfordern? ... Wie weit wird Israel in seiner militärischen Antwort gehen wollen? Das Schlimmste ist nie gewiss. Aber dieses Mal scheint es fast wahrscheinlich. Von Haifa bis Tel Aviv und von Beirut bis Teheran scheint man sich fast darauf vorzubereiten, das zu erleben, was Kyjiw seit etwas mehr als zwei Jahren kennt.“
Hybride Kriegsführung deutlich effektiver
Die beste Strategie für Teheran besteht nicht in einem großangelegten Gegenschlag, meint die Kreml-treue Nachrichtenagentur Ria Nowosti:
„Der Iran ist selbst nicht an einer direkten Konfrontation interessiert, weder mit Israel noch mit den USA. Warum soll er einen großen Krieg wollen, wenn er im hybriden siegt. Seit dem 7. Oktober hat sich die Position des Iran gefestigt, und für Israel ist sie - ungeachtet der letzten Operationen - schwieriger geworden. Genau deshalb muss seine Reaktion auf die letzten Ereignisse logischerweise eher eine demonstrative sein.“
Ajatollahs haben Gründe für ihr Zögern
Die iranische Führung sollte zweimal nachdenken, bevor sie Israel angreift, rät Liberal:
„Israel ist historisch, moralisch und politisch darauf trainiert, das zu Ende zu bringen, was es begonnen hat. Und das wird auch im Süden des Libanon passieren. Das Schicksal Gazas dient als Beispiel für diejenigen, die Israels Bürgern Schaden zufügen wollen. Darüber hinaus sind seine operativen Fähigkeiten auf allen Ebenen denen des Iran weit überlegen, während die Fähigkeiten der militärischen Führung eine Selbstverständlichkeit sind, da es sich um eine Armee handelt, die in ständiger Wachsamkeit ist. Das ist es, worüber die Ajatollahs nachdenken werden, auch wenn es ihrem Ansehen in der schiitischen Welt schaden würde.“
Irans Angriff im Sinne Netanjahus
Netanjahu wird vom Gegenschlag propagandistisch profitieren, ist Karar überzeugt und schreckt nicht vor einem Hitler-Vergleich zurück:
„Wenn es zu einem Krieg kommt, wird der Iran enormen Schaden erleiden und Führer Netanjahu [Deutsch im Original] wird politisch viel Material für seine Propaganda zur 'Verteidigung seines Landes' bekommen. Das wird sein Massaker in Gaza vergessen lassen.“
Von allen Seiten
Der Angriff könnte für Israel verheerend werden, meint Visão:
„Der Iran will sich für die Demütigung rächen, die die Ermordung des Hamas-Führers in seiner Hauptstadt mit sich gebracht hat. Er hat zu diesem Zweck alle Gruppen mobilisiert, die er mit Waffen versorgt, ausbildet, finanziert und kontrolliert. … Der jüngste Angriff des Iran, der noch nicht lange zurückliegt, umfasste 300 (!) Raketen und Drohnen aller Kategorien. … Teheran hat seine Lektion gelernt und will nun nicht mehr im Alleingang handeln, sondern versuchen, die israelische Verteidigung mit Angriffen aus allen Richtungen zu verwirren.“
Wozu ist der Iran imstande?
Večernji list zweifelt an der Angriffsfähigkeit Teherans:
„Der Iran befindet sich in turbulenten innenpolitischen Zeiten, da ein relativ gemäßigter Politiker zum Präsidenten gewählt wurde. Beim vorherigen israelischen Angriff auf Damaskus, bei dem zwei Mitglieder der Revolutionsgarden getötet wurden, war die Rache von bisher ungeahntem Ausmaß, aber ohne größere Folgen für Israel. ... Von den Schwärmen von Drohnen kam lediglich ein Minimum durch den Verteidigungsring. Daher stellt sich die Frage nach der Kapazität des Irans und seiner Proxies.“
Offener Krieg ist zu riskant
Für die linke Tageszeitung Evrensel sind Warnungen vor einem regionalen Krieg übertrieben:
„Der Iran hat unter den unterdrückerischen Regimen der Region eine tief verwurzelte Staatstradition und versucht, das regionale Gleichgewicht zu dominieren. Es ist nicht so einfach für den Iran, einen regionalen Krieg zu riskieren. Denn er ist sich bewusst, dass ein Krieg mit Israel auch ein Krieg mit den westlichen imperialistischen Mächten sein wird, insbesondere mit den USA. Genau aus diesem Grund wird der Iran es vorziehen, seinen Konflikt mit Israel, der bisher in Form von Zermürbungsaktionen 'niedriger Intensität' geführt wurde, zumindest vorerst in dieser Form fortzusetzen.“
Nicht kontrollierbar
Aamulehti warnt vor einer Eskalationsspirale:
„Ein großer Krieg gegen Israel würde die ohnehin schon angeschlagene iranische Wirtschaft völlig ruinieren. Doch leider lassen sich weder Krieg noch Militäraktionen vollständig kontrollieren, egal wie rational die Kriegsmächte auch sein mögen. Eine einzige Rakete, die die Luftabwehr durchdringt, kann einen größeren Zerstörungskreislauf nach sich ziehen als erwartet. ... Kriege können durch Fehler und Fehlentscheidungen ausgelöst werden, auch wenn keine der Parteien einen Krieg will, und wenn ein Krieg erst einmal begonnen hat, ist er schwer zu beenden.“