UN-Klimabericht: Wie den Schaden begrenzen?
Der Weltklimarat der UN hat am Montag seinen neuen Bericht vorgelegt. Demnach ist die aktuelle Erderwärmung zweifelsfrei menschengemacht und schreitet schneller voran als befürchtet. Einige Folgen seien auch bei einer drastischen Reduktion der Emissionen unumkehrbar, darunter vermehrte Hitze, Dürren und ein Anstieg des Meeresspiegels. Noch hätten es die Menschen aber in der Hand, das Schlimmste zu verhindern.
Neue Prioritäten setzen
Die Rettung des Planeten muss vor Wirtschaftlichkeit eindeutig den Vorrang bekommen, stellt Dagens Nyheter klar:
„Laut mehreren Ökonomen geht der Weg über stark erhöhte Kohlendioxidabgaben, was korrekt ist. Aber das kann nur geschehen, wenn die Maßnahmen gegen Klimawandel in Konfliktsituationen Vorrang haben. Der Nachhaltigkeitschef von Danske Bank, Roger Josefsson, hat neulich (im Schwedischen Rundfunk) gesagt, die Umstellung müsse durchgezogen werden, auch wenn man damit eine Periode mit niedrigerem Wachstum und höherer Inflation riskiert. Genau solche klaren Worte braucht es, damit Politiker und andere relevante Akteure für die Bekämpfung des Klimawandels einstehen, der etwas kosten wird, ob wir wollen oder nicht.“
Leugnern weniger Plattform bieten
Der UN-Klimabericht sollte Anlass sein, den Leugnern des Klimawandels endlich einen Schalldämpfer zu verpassen, findet Irish Examiner:
„Obwohl die große Mehrheit der Menschen das Ausmaß der Klimakrise erkennt und sich danach sehnt, dass die politische Führung sich dieser und ihren Ursachen stellt, schlagen die Gegner eines notwendigen und radikalen Wandels immer lauter auf ihre Trommeln. Es ist an der Zeit, dass staatliche Regierungen und die EU in den Informationskriegen rund um diese Krise viel energischer auftreten. ... Ebenfalls erforderlich ist eine weit weniger tolerante Haltung gegenüber Social Media-Plattformen, die Klimawandel-Leugnern eine Bühne bieten. Oft sind das jene Plattformen, die auch Impfgegnern Raum geben.“
Individuelle Verantwortung übernehmen
Die Verantwortung für den Kampf gegen die Klimaveränderung liegt bei jedem Einzelnen, stellt Jutarnji list fest:
„Die Veränderungen werden kommen. Alle Erdbewohner müssen sich der Frage stellen: Wollen sie die Veränderungen selbst in die Hand nehmen, steuern und über die Konsequenzen entscheiden? Oder wollen sie sich defätistisch den äußeren Faktoren ergeben, über die man jede Kontrolle und Steuerungsmöglichkeit verloren hat? Die Antwort scheint eindeutig. Wollen wir unsere Lebensqualität erhalten, müssen wir unseren Lebensstil ändern. Und die Verantwortung dafür - trotz aller globalen Einigungen, internationalen Verträge und vatikanischen Enzykliken - ist zuallererst individuell. Und als solche auch nicht übertragbar.“
Kindern die bittere Wahrheit sagen
Die Folgegeneration muss auf ihre Zukunft vorbereitet werden, schreibt der Journalist Cătălin Striblea in seinem Blog:
„Wir sind es ihnen schuldig, ihnen zu erklären, was kommen wird und was sie tun können, wenn wir scheitern. Die Wahrheit ist nötig. Der Planet wird nicht mehr wie jetzt aussehen und das sollten sie wissen. Sie sollten mental darauf vorbereitet sein. Wir müssen sie erziehen, damit sie sich behaupten und überleben können. … Und noch schmerzhafter ist, dass wir ihnen sagen müssen, dass sie aus Milliarden von Gründen nicht mehr so leben können wie wir.“
Menschen werden innerhalb Europas flüchten müssen
Die Warnzeichen müssen endlich ernst genommen werden, mahnt Adevărul:
„Die ganze Diskussion sollte endlich von der Ebene wissenschaftlicher Arbeiten übergehen in den Kompetenzbereich der nationalen Sicherheitsberater der Spitzenpolitiker, die sich in drei Monaten in Glasgow treffen werden. Denn es geht um eine bisher nie dagewesene Häufung von Bedrohungen unserer Sicherheit, die viele der Grundvoraussetzungen der menschlichen Zivilisation zerstören könnten. ... Wenn ein saharisches Klima mit voller Wucht die bewohnten Gebiete im Süden Europas trifft und dort Zerstörungen in der Landwirtschaft verursacht, dann ist nicht mehr die Frage, OB, sondern WANN die innereuropäischen Migrationen beginnen.“
Globale CO2-Abgabe muss kommen
Die wichtigste politische Aufgabe besteht nun darin, den Rahmen für eine ganzheitliche globale Lösung zu schaffen, betont Jyllands-Posten:
„Vor allem müssen die größten Emittenten realistische Pläne für den Ausstieg aus den fossilen Energien entwickeln. ... Eine globale CO2-Abgabe ist entscheidend, um die Entwicklung in die nötige Richtung zu lenken und die Finanzierung der Projekte zu stemmen, die zwingend auf staatlicher Ebene bewältigt werden müssen. Eine solche Abgabe wäre auch für Wirtschaft und Verbraucher ein starker Anreiz, Verhaltensmuster zu ändern. Klar ist aber auch, dass der Einsatz für das Klima eine schwere soziale Schlagseite haben wird.“
Hitze trifft Ärmere ungleich stärker
An längere und heißere Sommer muss sich die Gesellschaft jetzt anpassen, drängt Habertürk:
„Um die Menschen vor Hitzewellen zu schützen, schlagen Experten vor, die öffentliche Gesundheitsinfrastruktur gut zu planen, Risikogruppen in klimatisierte Räume zu verlegen und - damit die Menschen das Risiko sehen - auch die Feuchttemperatur in den Wettervorhersagen zu nennen. Die ärmeren Schichten sind einem größeren Risiko ausgesetzt, weil es in ihren Wohngegenden weniger Grünflächen gibt und sie häufiger im Freien und zu geringeren Löhnen arbeiten. Sie können nicht, wie die Besserverdienenden, vor der Hitze fliehen oder in klimatisierten Räumlichkeiten leben.“
Mit Angst ist niemandem geholfen
Umweltredakteur Werner Eckert macht auf tagesschau.de durchaus auch Mut:
„Die Hoffnung ruht auf einer nachwachsenden Generation, die mit dem Ruf 'Hört auf die Wissenschaft' unterwegs ist. Und mehr noch hoffe ich darauf, dass der Klimaschutz zum Geschäftsmodell wird. Man kann mit erneuerbaren Energien Geld verdienen, bei E-Autos kann man gerade sehen, wie da eine Branche umsteigt und auch 'grüner Stahl' sowie eine Chemieindustrie ohne Erdölprodukte werden langsam denkbar. ... Das macht mir Hoffnung, dass es am Ende nicht so schlimm kommen muss, wie manchmal kolportiert. Mit Angst ist ohnehin niemandem geholfen.“
Zeit für ein neues Wirtschaftsmodell
Das neoklassische Modell ist ungeeignet, um Probleme wie den Klimawandel und die Umweltzerstörung zu lösen, schreibt der Physiker und Klimaforscher Filipe Duarte Santos in Jornal Económico:
„Es ist ein Fehler, zu denken, dass die ökonomischen Modelle unveränderbar und endgültig sein müssen. So wie andere Modelle zuvor, und so wie alles, was menschlich ist, wird auch das neoklassische Modell letztendlich angepasst oder ersetzt werden. Es gibt bereits Anzeichen für eine Reihe von Versuchen in dieser Richtung. Doch diese Entwicklung wird durch eine Monopolmacht in den großen internationalen Wirtschafts-Fachzeitschriften erschwert, die dazu neigen, Artikel abzulehnen, die sich von der neoklassischen Orthodoxie befreien wollen.“